Jahresausflug 2024 - Exkursion zur Insel Reichenau und dem Campus Galli (Nähe Meßkirch, Landkreis Sigmaringen)

Der diesjährige zweitägige Jahresausflug des Freundeskreises Römermuseum Stettfeld stand ganz im Zeichen „Welterbe des Mittelalters“ und führte bei herbstlichem aber trockenem Wetter zunächst auf die „Klosterinsel Reichenau“, zu ihren bekannten und sehenswerten Sakralbauwerken, die ein Zentrum des frühmittelalterlichen christlichen Glaubens darstellen.

Die Abbildung zeigt Mitglieder des Freundeskreises bei einer Führung im Münster Sankt Maria und Markus (Insel Reichenau).

Das Münster St. Maria und Markus ist die romanische ehemalige Klosterkirche des Klosters Reichenau und dient heute als katholische Pfarrkirche. Das Münster welches im Zentrum der Katholischen Kirchengemeinde Reichenau gelegen ist, war ursprünglich die Abteikirche des Klosters Reichenau. Die Bautätigkeit der Benediktiner begann im Jahre 724 mit einer Holzkirche. Wie für große Münster damals üblich, erstreckt sich die Baugeschichte des Münsters über einen langen Zeitraum. Hervorzuheben sind der gotische Chor, das romanische Westwerk mit dem herausragenden Turm zu Ehren des Evangelisten Markus sowie der schiffsförmige normannische Dachstuhl. Der westliche Teil der Kirche ist dem Evangelisten Markus geweiht, dessen Gebeine in der beeindruckenden Schatzkammer aufbewahrt werden. Auffallend ist der rote, barocke Heilig-Blut-Altar, der beim Blick vom Markusaltar zum gotischen Chor eine Zäsur darstellt. In diesem befindet sich die Heilig-Blut-Reliquie, welche Splitter vom Heiligen Kreuz enthält.

Die Abbildung zeigt die noch vorhandenen bemalten frühmittelalterlichen Fenster in der Schatzkammer des Münsters St. Maria und Markus.

Die Katholische Pfarrkirche Sankt Georg wurde nach 888 durch Abt Hatto III (888-913) erbaut. Hatto, der 896 mit König Arnulf zu dessen Kaiserkrönung nach Rom gereist war, erhielt dort von Papst Formosus das Haupt des heiligen Georg. Er ließ die Reliquie auf die Reichenau bringen, wo sie ihren Platz in der Krypta der neuerrichteten Kirche fand. Mit dem heutigen Bau stehen noch große Teile der ursprünglichen Basilika. Acht großflächige, mehr als 4 m breite und über 2 m hohe Wandbilder im Mittelschiff zeigen Wundertaten Jesu und illustrieren die Macht Jesu über Naturgewalten, Krankheiten, Leben und Tod. Die Wandbilder entstanden Ende des 10. Jahrhunderts. Sie gehören damit zu den frühesten Zeugnissen ihrer Art nördlich der Alpen und stehen in engem Zusammenhang mit der im Reichenauer Skriptorium entstandenen Buchmalerei, die ebenfalls um 1000 ihre Blütezeit erreichte. Da im Mittelalter nur wenige lesen und schreiben konnten, wurden ihnen die Evangelien an Hand von Bildern erläutert. Ein Mäanderband direkt unter den Bildern zeigt die Richtung an, in der die Bilder betrachtet werden sollen.

Die Abbildung zeigt einen vergoldeten Holzschrein in der Schatzkammer des Münsters St. Maria und Markus.

Die aufschlussreiche Führung im Münster St. Maria und Markus mit seiner Schatzkammer sowie ein sich anschließender Besuch in der Kirche Sankt Georg aus dem 9. Jahrhundert - mit seinen eindrucksvollen ottonischen Wandmalereien - waren die Höhepunkte des ersten Ausflugtages.

Von der Reichenau ging es nach Sigmaringen ins 2021 neu eröffnete und sehr schön gelegene Hotel „Karls Hotel“. Die Einkehr in das rustikale Restaurant „Brauwerk Zollerhof“ rundete den ersten Ausflugstag perfekt ab.

Bereits das beeindruckende und reichhaltige Frühstücksbuffet im Hotel „Karls“ versprach am nächsten Morgen einen ebenso vielversprechenden 2. Ausflugstag mit dem Ziel der karolingischen Klosterstadt „Campus Galli“ in der Nähe von Meßkirch. Es handelt sich hierbei um ein modernes Bauvorhaben zur Nachbildung eines frühmittelalterlichen Klosters auf der Grundlage des Sankt Gallener Klosterplans.

Die Abbildung zeigt eine Nachbildung einer frühmittelalterlichen “Tischlerei” auf dem Gelände des Campus Galli (bei Meßkirch).

Auf der Klosterbaustelle „Campus Galli” entsteht seit 2013 Tag für Tag ein Stück Mittelalter: ca. 50 (teilweise ehrenamtliche, Stand 2024) Handwerker erschaffen mit den handwerklichen Techniken des 9. Jahrhunderts ein Kloster. Trotz der vielen Bauwerke, die zu dieser Zeit entstanden, ist bisher kein anderer Bauplan aus dem frühen Mittelalter bekannt. Er ist die älteste überlieferte „Architekturzeichnung“ des Abendlandes. Gezeichnet wurde der Plan von Mönchen vor dem Jahr 830 n. Chr., auf der Insel Reichenau im Bodensee. Benannt ist er nach dem Ort Sankt Gallen, für den er ursprünglich gezeichnet wurde und in dessen Stiftsbibliothek er bis heute auch liegt. Der weltberühmte Plan wurde vor 1200 Jahren auf der Insel Reichenau erstellt. In natura erwacht nun (bei Meßkirch) ein Stück Geschichte zum Leben - ohne Maschinen und ohne modernes Werkzeug. Holzbalken werden mit Äxten behauen und aus der Schmiede ertönt der klingende Ton des Ambosses. Alles muss von Hand gefertigt werden, alles ist dadurch mühsamer, geht sichtbar langsamer als mit modernen Werkzeugen und Maschinen, ist möglicherweise aber auch erfüllender?!

In der Gewissheit, zwei sehr schöne Tage unter Gleichgesinnten erlebt zu haben machte sich die Gruppe wieder auf die Rückreise in heimische Gefilde. Besonderer Dank gilt Hildegard und Helmut Hess für die exzellente Planung und perfekte Durchführung des zweitägigen Jahresausflugs.