Sonderausstellung 2013

Fenster in die Welt der Römer - Zinnfiguren erzählen

Auch in 2013 konnte der Freundeskreis Römermuseum Stettfeld alle Besucher zu einer Sonderausstellung herzlich willkommen heißen. Die Sonderausstellung 2013 trug den Namen "Fenster in die Welt der Römer - Zinnfiguren erzählen" und wurde im Zeitraum vom 14. April bis 24. November 2013 im Römermuseum Stettfeld angeboten.

Sie sind gerade mal 30 Millimeter groß und trotz ihrer Winzigkeit in der Lage, große Momente der Weltgeschichte lebendig werden zu lassen. 22 Dioramen Schaukästen zeigten Alltagsszenen und bedeutende Ereignisse aus der Zeit des Römischen Reiches in Miniaturformat. Ob Mietshäuser im alten Rom, ein Sklavenmarkt, eine römische Raststätte, die Ermordung Caesars, die Varusschlacht oder der Triumphzug des Titus. Helmut Saiger - der Schöpfer dieser Miniaturen - hatte zahlreiche Momentaufnahmen des römischen Lebens in Kleinformat gebaut und diese detailreich in Szene gesetzt. Die Ausstellung wurde zu den üblichen Öffnungszeiten in den Räumen des Römermuseums angeboten.

Eine besondere Attraktion für die Besucher des Römermuseums auf dem Stettfelder Straßenfest am 21.07.2013 war die Herstellung und Bemalung römischer Zinnfiguren unter fachkundiger Anleitung. Trotz hochsommerlicher Temperaturen konnte der Freundeskreis des Römermuseums Stettfeld über 100 Besucher, darunter zahlreiche Kinder, begrüßen. Helmut Saiger und sein Kollege Wilfried Dangelmaier erläuterten im Eingangsbereich des Römermuseums anschaulich die notwendigen Arbeitsschritte.

Ausgangspunkt einer jeden Figur ist die Idee, so Helmut Saiger, z.B. jene einer römischen Alltagszene, deren zeichnerische Umsetzung durch einen Grafiker realisiert wird. Die fertige Schwarzweißzeichnung wird einem Graveur vorgelegt, welcher mit der Aufgabe betraut wird, die Skizze der Figur oder einer Szene auf eine 2-teilige Schiefertafel (Form) detailgetreu zu übertragen. Um die Temperaturbeständigkeit der endgültigen Form zu gewährleisten, muss die Form auf eine Temperatur von ca. 70°C - 90°C vorgeheizt werden, bevor das flüssige "Zinn" (Metalllegierung) mit einer Temperatur von ca. 390°C - 420°C in die Form gegossen werden kann. Das Ausgangsmaterial der verwendeten Legierung besteht aus Zinn, Blei und Antimon. Die Verwendung von Antimon - hier als Additiv eingesetzt – begünstigt die Fließeigenschaften der Metalllegierung beim Einfüllen in die Form. Nach wenigen Sekunden ist das "Zinn" in der Form bereits erstarrt. Die mittels Spannzwingen zusammengehaltene 2-teilige Form kann nun geöffnet und der gegossene ca. 30 mm große "Zinnfiguren-Rohling" herausgenommen werden.

Anschließend muss die Figur entgratet und in einer Seifenlauge von Rückständen gereinigt werden. Die eigentliche Bemalung besteht aus folgenden Arbeitsschritten, so Helmut Saiger weiter: Zuerst erfolgt eine einfache Grundierung der Figur, als nächstes eine farbige Bemalung und zuletzt die erneute Bemalung mit "Licht und Schatten". In diesem Arbeitsschritt wird der Figur ein plastisches Erscheinungsbild verliehen, indem die Figur abwechselnd bei ein- bzw. ausgeschaltetem Licht bemalt wird und der Verlauf eines Schatteneffekts auf diese Weise unter realistischen Bedingungen nachgemalt werden kann. Werden mehrere Figuren zur Darstellung einer Szene benötigt, so werden diese Figuren gemeinsam, d.h. nebeneinander bemalt. Der eigentliche Figuren-Rohling hat meist 4- anstatt 2 unterschiedlich ausgerichtete Arme. Der Grund dafür ist die Möglichkeit, ein und dieselbe Figur in der Form, jedoch in unterschiedlicher Konfiguration (Bewegungszustände, d.h. z.B. mit ausgestreckten- oder hängenden Armen), herzustellen und zu bemalen, wobei 2 der 4 Arme vor Fertigstellung der Figur entfernt werden. Helmut Saiger führt weiter aus, dass in seiner kleinen Manufaktur spezielle Ölfarben zum Einsatz kommen, deren Verwendung ein Garant für hochwertige Farbgebung ist. Die fertigen Zinnfiguren-Rohlinge werden vor der Grundierung und endgültigen Bemalung präpariert, d.h. auf ein entsprechendes Holzstück handgerecht aufgeklebt, damit die Figur unter einer Lupe während der Bemalung von Hand beliebig gedreht werden kann. Diese Vorgehensweise erlaubt es, an der Figur mehr Details herauszuarbeiten. Zur Erstellung einer kleinen Szene mit ca. 5 Figuren ist ein Arbeitsaufwand von ungefähr einer Woche anzusetzen, so Herr Saiger.