Stettfelder Abendvorträge 2021

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Erschlagen und entsorgt - Menschliche Skelettreste aus einem römischen Brunnen bei Stettfeld, Landkreis Karlsruhe

Am 19.10.2021 berichtete die Anthropologin Katarina Fellgiebel beim Freundeskreis Römermuseum Stettfeld e.V. im Rahmen eines reichbebilderten Abendvortrags über ihre Untersuchungsergebnisse an 4 Skeletten, die man bei Ausgrabungen 2010 in der Gemarkung „Sand“ bei der römischen Ziegelei/Töpferei in einem Brunnen entdeckt hatte.

Zunächst führte die Referentin in das Wesen und die Methoden der Anthropologie ein. Durch Knochenuntersuchungen können z. B. das Sterbealter, Geschlecht, die Körpergröße, Krankheiten, Verletzungen und Sterbeumstände ermittelt werden.

Bei den Skeletten handelte es sich um vier zwischen 160 bis 169 cm große Männer zwischen 30 und 50 Jahren, von denen sich zwei in gesicherter, eines in vermuteter Bauchlage befanden. Das vierte Skelett wies Rückenlage auf. Alle hatten schwere Verletzungen durch fast ausschließlich stumpfe Gewalt ( Äxte oder Werkzeuge aus der Ziegelei? ) an den Schädeln, teilweise auch an den Oberschenkeln. Die tödlichen Schläge kamen von hinten. Mangels Heilungsspuren an den Knochen müssen sie umgehend nach ihrem gewaltsamen Tod im Brunnen „entsorgt“ worden sein und zwar ohne jegliche persönliche Habe. Hinweise, ob es sich um Einheimische, Alemannen oder Ziegeleiarbeiter, Plünderer und dgl. handelte, ließen sich nicht finden.

Tote in Römerbrunnen sind keine Seltenheit ( Funde z. B. in Bonn, Kaiseraugst und Regensburg ).

Ob ein Auerochsenschädel, der sich direkt – ohne Sedimentzwischenschicht – unter den Skeletten befand, einen rituellen Bezug hatte, bleibt zum jetzigen Forschungsstand ungeklärt. Solche Schädel wurden jedenfalls laut Hinweis eines Zuhörers ebenfalls mehrfach in Brunnen entdeckt.

Die knapp 40 Besucher bedankten sich bei der Referentin für den spannenden Vortrag mit langem Applaus.

Bildnachweis: LAD im Regierungspräsidium Stuttgart, Dienstsitz Karlsruhe (Foto: Klaus Zarrad).