Stettfelder Abendvorträge 2013
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Rund um den Ottilienberg - kultur- und naturgeschichtliche Eindrücke in und um Eppingen
Rund um den Ottilienberg - kultur- und naturgeschichtliche Eindrücke in und um Eppingen hieß der Stettfelder Abendvortrag am 23.01.2013 von unserem Mitglied Jürgen Alberti aus Bad Schönborn. Mit gewohnt eindrucksvollen Bildern garniert, hat er uns über die Landschaft, die Natur und die Kulturgeschichte rund um Eppingen erzählt: Der Kraichgau ist ein Bauernland. Im "Eppinger Gäu" liegt seine Kornkammer. Riesige Schläge Ackerlands wechseln sich ab, der Wald fehlt. Da wo er steht, in der "Eppinger Haardt", beginnt eigentlich schon der Stromberg. Mit dem Ottilienberg, dem "Hausberg" Eppingens mit einer Kapelle von 1473, die heute durch einen Aussichtsturm ergänzt ist, begann die Kulturreise. In den Mauern der alten Kirche sonnen sich die höchst seltenen Mauereidechsen. Der artenreiche Laubwald drum herum ist ein Eldorado für heimische Flora und Fauna wie z. B. Aronstab und Maiglöckchen oder Zitronenfalter und Waldbrettspiel.
Nicht weit entfernt findet man Erinnerungen an kriegerische Zeiten: die teilweise restaurierten Gräben und einen nachgebauten Wachturm der ehemaligen Eppinger Linien, die der Markgraf Ludwig-Wilhelm von Baden-Baden (Türkenlouis) während des Pfälzischen Erbfolgekriegs anlegen ließ. Das 1000jährige Eppingen selbst ist eine schöne Fachwerkstadt mit noch 125 erhaltenen und teilweise sehr gut restaurierten Fachwerk-Häusern. Dazu zählt u. a. die sogenannte Alte Universität von 1495 – Erinnerung an die während der Pest vorübergehend von Heidelberg nach Eppingen ausgelagerte Universität. Das Bäckerhaus von 1412 ist das älteste bewohnte Haus im Kraichgau. Das Baumannsche Haus von 1582/83 gilt als das schönste Fachwerkhaus im Kraichgau. Die Eppinger Stadtkirche "Unserer lieben Frau" wurde nach der Reformation zunächst zwischen Katholiken und Reformierten geteilt, um dann nach mehreren Wechseln im Laufe der Jahrhunderte heute wieder katholisch zu sein. Neben der Kirche findet man bedeutende Zeugnisse der Volkskunst wie das Arma-Christi- Kreuz an der Außenwand und ein Fresko "Totentanz" an der ehemaligen Katharinenkapelle. Kunstvoll geschmiedete Grabkreuze im Kirchhof runden das Bild ab. Die moderne Landwirtschaft zeitigt Veränderungen in der Flur und entsprechende Folgen in den Dörfern. Die Ortskerne verfallen zugunsten der modernen Randbebauung u. a. zu besichtigen an der völligen Neugestaltung von Stebbach. Die alte dörfliche Pflanzenwelt und "bäuerliche" Gartenflora verschwindet zusehends.
Ein Beispiel für die noch unzerstörte Natur ist der Burg - Gutshof – Streichenberg mit seltenen Moosen an einem Quellhang neben der Burg. Der Schilfsandstein ist ein beliebter Werkstoff für kleine Denkmale und große Bauten: Mühlbach ist ein Beispiel mit seinem Rathaus und vielen Denkmalen. Die Ravensburg thront auf einem Zeugenberg im Schilfsandstein und darf mit Recht als die schönste und besterhaltene Burg im Kraichgau bezeichnet werden. Die Stadt Schwaigern ist reich an Zeugnissen der Vergangenheit: z. B. die Stadtkirche mit 5 Altären, darunter vor allem der "Barbara-Altar" von Jörg Ratgeb von 1515. Aber auch das Schloss und viele sehenswerte Fachwerkhäuser lohnen den Besuch. Ein kleines Naturschutzgebiet in der weitgehend ausgeräumten Flur des "Eppinger Gäus" in der Elsenzaue beherbergt u. a. Ansitzwarte für Greifvögel, Feuchtwiesenpflanzen, Libellen und Heuschrecken. Der Vortrag wurde von den anwesenden knapp 50 Besuchern mit großem Beifall quittiert und wird sicher für viele Anregung sein, sich mal wieder intensiv in unserer Nachbarschaft im schönen Kraichgau umzusehen.
Toleranz in der Antike
Toleranz in der Antike hieß der Stettfelder Abendvortrag von Dr. Ulrich Staffhorst am 25.02.2013 im Römerkeller Stettfeld. Mit dem Versuch einer Begriffsbestimmung der Tugend "Toleranz" begann der Referent. Bereits Cicero prägte das Wort "tolerantia" 46 v. Chr. als Untertugend der Tapferkeit im Zusammenhang mit Geduld, Leidensfähgkeit und Standhaftigkeit. Heute ist Toleranz eine im Wesentlichen positive kulturelle Eigenschaft. Dabei wird zwischen vertikaler und horizontaler Toleranz unterschieden: Die vertikale Toleranz beinhaltet die Duldung von Andersartigkeit durch die Obrigkeit, die horizontale umschreibt das entsprechende Verhalten auf gleicher Ebene. Der Gegensatz ist die Intoleranz. Aber auch die Indifferenz und Prinzipienlosigkeit dürfen nicht mit Toleranz verwechselt werden. Problematisch wird dagegen der Toleranzbegriff beim Verhalten gegenüber anerkannt negativen menschlichen Ausprägungen wie Gewalttätigkeit, Terrorismus, Totalitarismus, Rassismus, Egoismus u. ä. Hier ist sogar die Intoleranz als positiv zu bewerten.
In der Antike gab es bereits Tendenzen zu eingeschränkter Duldung von Andersartigkeit. Als Beispiele werden die griechischen Stadtstaaten mit ihrer Entwicklung zu demokratischen Verhältnissen und einer, wenngleich begrenzten, Religionsfreiheit wie auch im späteren römischen Reich genannt. Das Christentum hatte zunächst unter der Einschränkung der Religionsfreiheit im römischen Reich schwer zu leiden. Als dann im 4. nachchristlichen Jahrhundert allgemeine Religionsfreiheit gewährt wurde, waren es wiederum die Christen, die mit ihrem Monotheismus gegenüber anderen Religionen intolerant waren. Philosophen der Antike haben sogar den Sklaven gegenüber Toleranz geübt, indem sie deren Gewissensfreiheit anerkannten.
Doch die körperliche Unfreiheit von Sklaven blieb in der gesamten Antike und auch später erhalten – der Machtanspruch der Stärkeren gegenüber Unterlegenen und ihre Versklavung hat sich bis heute nicht vollständig ausmerzen lassen. Selbst das Christentum mit seiner Lehre von der Gleichheit aller Menschen hat das bis in jüngste Zeit nicht vermocht. Anhand von Beispielen aus der Antike stellt Dr. Staffhorst fest, dass es auch in der Antike bereits Geisteshaltungen gegeben hat, die als Vorstufen zu unserem heutigen Toleranzbegriff zu gelten haben: der Skeptizismus und Relativismus, die Konfliktvermeidung und Friedenssicherung durch kluge und vorausschauende Staatenlenkung, besondere Naturrechte, Menschenwürde und "Menschenrechte" und schließlich die Empathie und die christliche Forderung nach Nächstenliebe. Doch ist hierbei mit vielerlei Einschränkungen zu rechnen gewesen.
Ein einklagbares Recht auf Freiheit der Meinung und der Religion, wie wir es heute in vielen zivilisierten Staaten kennen, gab es damals jedoch nicht. Auch in heutiger Zeit ist aber in vielen Ländern die Freiheit der Religionsausübung und der Meinungsäußerung (noch) ein Fremdwort. Der Vortrag macht deutlich, dass es in der Antike bereits viele Ansätze zu Toleranz gab, dass aber das intolerante Verhalten bei weitem überwog. Auch heute sind wir, global gesehen, noch nicht viel weiter.
Neckarlimes, Neckartal und Zabergäu - Neue Forschungen am Limes und seinem Hinterland
Herr Dr. Stephan Bender vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, der Limeskoordinator Baden-Württemberg aus Aalen, berichtete am 12.03.2013 im Rahmen der Stettfelder Abendvorträge über interessante Ergebnisse der neuesten Forschungen zu diesem Thema. Immer noch ist die Ansicht weit verbreitet, dass der Odenwaldlimes einst am Neckar bei Bad Friedrichshall endete und dann der Fluss für mehr als 100 Kilometer die Grenze des Römischen Reiches, den sogenannten Neckarlimes, bildete. Das stimmt nach heutigen Erkenntnissen so nicht. Zwischen 1962 und 1990 zeigten Entdeckungen in Bad Friedrichshall-Kochendorf, dass der Limes im östlichen Vorfeld des Neckars als künstliche, gut zu überwachende Landgrenze nach Süden führte. Zwei Wachtturmstellen, abschnittsweise Limespalisade und ein Kleinkastell ließen daran keinen Zweifel. Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart hat 2009 mit der planmäßigen Erforschung dieses nahezu unbekannten Limesabschnitts begonnen. Dazu werden geophysikalische Prospektionen und Luftbildbefliegungen durchgeführt. Diese Fragen stehen im Raum: Wie verlief die Grenzlinie genau und wie war sie ausgebaut? Wo erreichte sie den Neckar? Endete sie überhaupt am Neckar?
Dazu führte der Referent aus: Der Odenwaldlimes endete an der Jagst bei Bad Friedrichshall-Duttenberg. Den Endpunkt bildete unmittelbar nördlich des Flusses ein Kleinkastell, das durch den bekannten Luftbildarchäologen Otto Braasch 2011 entdeckt worden ist. Genauere Untersuchungen erbrachten ein 30 m x 30 m großes Kastell, dessen Umwehrung aus einem Graben und einem Erdwall oder einer Rasensodenmauer bestand. Über dem Zugang auf der Ostseite befand sich ein hölzerner Torturm. An der Jagst knickte der Limes, den wir ab dort als Neckarlimes bezeichnen, nach Südosten ab. Nun verlief er 4,5 km schnurgerade bis zum Attichsbach bei Bad Friedrichshall-Plattenwald. Im Rahmen der neuen Untersuchungen gelang es an diesem Abschnitt eine Turmstelle auf der ersten Höhe südlich der Jagst und an drei Stellen auf größerer Strecke den Palisadengraben nachzuweisen. Am Attichsbach machte der Limes wieder einen Knick und zog direkt nach Süden weiter. Hier konnten 1990/91 im Zuge der Großgrabung des Landesdenkmalamtes im Vorfeld des Baus der Siedlung Plattenwald der Palisadengraben auf einer Länge von 325 m nachgewiesen und das Steinturmfundament aufgedeckt werden, das hier bereits 1964 entdeckt worden war. In der Nachbarschaft dieses Turms fand man die Spuren eines hölzernen Vorgängers, so wie er bei den neueren Prospektionen regelhaft neben den Steinturmfundamenten als Kreisgraben zum Vorschein gekommen ist. Im Bereich der Siedlung Plattenwald enden die bekannten Spuren des Limes. Er führte auf jeden Fall weiter auf die Gemarkung von Neckarsulm. Sehr wahrscheinlich setzte sich der Limes noch über eine größere Strecke im Vorfeld des Neckars fort. Dafür gibt es am Wartberg bei Heilbronn und auf der Ottmarsheimer Höhe bei Mundelsheim Anhaltspunkte.
Das stärkste Argument für die Fortsetzung des Limes weiter nach Süden liefern die Fälldaten von Bäumen, die zur Fertigung von Brunnenverschalungen für die römische Siedlung auf der Ottmarsheimer Höhe, bereits 23 km südlich der Turmstelle in Bad Friedrichshall-Plattenwald, geschlagen wurden. Die gewonnenen Proben umfassen Daten aus der Zeit der Herrschaft der Kaiser Hadrian (117–138) und Antoninus Pius (138–161). Ein größerer Anteil südgallischer Terra Sigillata spricht ebenfalls für den Siedlungsbeginn in der ersten Hälfte des 2. Jhdts. Deshalb ist davon auszugehen, dass auf dieser exponierten Höhe ursprünglich ein Kleinkastell mit einem kleinen Lagerdorf entstand, zu dem auch die Brunnen und Streifenhäuser gehörten, von denen eine Reihe ehemals holzverschalter Keller dokumentiert werden konnte. Den Neckar auf diesem Streckenabschnitt zu kontrollieren, muss für die Römer aufgrund der ausgeprägten Mäandrierung des Flusses und seiner zahlreichen Steilufer ausgesprochen schwierig gewesen sein. Von daher könnte es nahe gelegen haben, zur besseren Kontrolle dieses Flussabschnittes eine Überwachungslinie nicht allzu weit östlich des Flusstales einzurichten. Am Neckar mit dem mutmaßlichen Limesverlauf im östlichen Vorfeld öffneten sich westlich des Flusses der Kraichgau und das westliche Neckarbecken mit dem Zabergäu, das im Schatten von Strom- und Heuchelberg eine eigene, reiche Siedlungskammer bildete. In diesem Raum entwickelte sich aufgrund fruchtbarer Böden und günstiger klimatischer Bedingungen bereits in der ersten Hälfte des 2. Jhs. eine intensive Siedlungstätigkeit. Vielleicht ist vor diesem Hintergrund zu verstehen, warum es der römischen Verwaltung ratsam erschien, den Odenwaldlimes weiter nach Süden fortzusetzen, um diesen Abschnitt mit seinen Verkehrsverbindungen zum Rhein, auch nach Stettfeld, besser schützen zu können.
Der große Beifall der nahezu 50 Zuhörer und die anschließende angeregte Diskussion zeigten, dass der Referent ein hoch interessantes archäologisches Thema mit Bezug zur antiken Geschichte unseres Siedlungsraums gekonnt präsentierte.
80 t Keltengrab – das neue frühkeltische Fürstinnengrab von der Heuneburg
Herr Prof. Dr. Dirk Krausse, Landeskonservator am Landesamt für Denkmalpflege Esslingen, stellte in seinem Vortrag am Mittwoch, den 24.04.2013 um 19.00 Uhr im Römerkeller Stettfeld den Sensationsfund und seine ungewöhnliche Bergung einschließlich inzwischen gewonnener Erkenntnisse vor. In der Nähe des Fürstensitzes Heuneburg (Kr. Sigmaringen) an der oberen Donau wurde Ende 2010 ein unberaubtes Holzkammergrab der Zeit um 600 v. Chr. entdeckt und in einer spektakulären Aktion als 80 t schwerer Block im Ganzen geborgen und in die Werkstatt des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg transportiert. Dort wird es seitdem unter Laborbedingen freigelegt und erforscht. Es handelt sich um die Bestattung einer Frau, die mit umfangreichem Goldschmuck und anderen kostbaren Beigaben bestattet worden ist. Rätsel gibt noch die Entdeckung einer zweiten Person im Grab auf: Musste sie der Fürstin ins Grab folgen? Auf Grund der sehr guten Erhaltungsbedingungen und der optimalen Untersuchungsbedingungen erlaubt der Fund zahlreiche neue Einblicke in die Welt der frühen Kelten. Der spannende Vortrag vermittelte auch mit Hilfe von Filmen und modernen Computeranimationen einen faszinierenden Einblick in die laufende Erforschung dieses außergewöhnlichen Sensationsfundes.
Wo einst der Neckar floss
An die 80 begeisterte Zuhörer ließen sich von Jürgen Alberti am 29.10.2013 im Römerkeller Stettfeld in einem reichbebilderten Vortrag natur- und kulturgeschichtliche Eindrücke aus dem Elsenztal von Sinsheim bis zur Mündung näherbringen.
Vom mittelalterlichen Hilsbach ging es über die Stauferburg Steinsberg nach Sinsheim, Steinsfurt ( u.a. Synagoge, Jupitergigantensäule und das durch Friedrich II bekannte "Lerchennest" ), Hoffenheim, Zuzenhausen ( u. a. vorbildlich restauriertes Schloß, heute Fußballzentrum ), Meckesheim ( Elektrizitätswerk im Jugendstil, bar. Wachhaus ) und zur einst von einer Neckarschleife umgebenen Waldzunge Hollmuth. Mauer ( Fundstelle des Homo Heidelbergensis und Schlösschen Sorgenfrei ) sowie Bammental ( zwei Uhrentürme ) bildeten mit Langenzell, dem wohl jüngsten dt. Schloß, den Abschluß. Hervorragende Pflanzen- und Tieraufnahmen rundeten mit entsprechenden fachkundigen Hinweisen den Vortrag ab.
Die gelungene Mischung von Flora, Fauna und Kulturgeschichte weckte in den hochinteressierten Besuchern den Wunsch nach einer Fortsetzung der Kraichgau-Reihe, die der Referent 2014 mit einem weiteren, nunmehr dritten Vortrag zu erfüllen versprach.
Waren die Römer gute Chemiker?
Auch die Römer bedienten sich bewusst chemischer Vorgänge, von denen Prof. Werner Weisweiler aus Remchingen einige am Dienstag, dem 19.11.2013 hinterfragte. Der Vortrag griff jedoch zeitlich bis zu den Sumerern zurück, von denen die älteste Aufzeichnung einer chemischen Reaktion – nämlich ein Schmierseifenrezept - erhalten ist. Die Zuhörer erfuhren, wie in der Millionenstadt Rom und in der Provinz mit seltsam anmutenden Mitteln Körperpflege und Kosmetik, das Waschen von Kleidern oder das Süßen von Speisen und Wein betrieben wurde. Hinsichtlich des Waschens befasste sich der Vortrag mit einem äußerst begehrten Rohstoff der Antike, nämlich dem Urin. Der darin enthaltene Harnstoff diente den Römern als Grundlage zum Waschen der Wäsche; heute in synthetischer Form der Reinigung von Abgasen moderner Dieselmotoren. Die spannende Geschichte der Entwicklung von Toiletten, von Seife und Waschmitteln wurde konsequent bis in die Neuzeit verfolgt. Vielen ist nicht bewusst, dass lediglich in der heutigen Kernseife, nicht jedoch in der üblichen Toilettenseife noch echte Seife enthalten ist. Die vielseitige Verwendung von Blei, dem Plastik der Römer, führte zur schleichenden Vergiftung. Für raffinierte Morde zum Machterhalt ohne Blutvergießen bediente man sich des meistverwendeten Giftes der Antike, dem berüchtigten "Erbschaftspulver" Arsenik noch vor den vielfältigen pflanzlichen Toxinen, wie etwa Coniin oder Aconitin.
Der Referent gelangte vor rund 60 begeisterten Zuhörern zum Ergebnis, dass die Römer in den hier abgehandelten Bereichen keine guten Chemiker waren. So kannten sie die Seife nicht als Reinigungsmittel, sondern nur als Kosmetikum. Erst im 4. Jh. n. Chr. "erfanden" sie die Seife als solche.
Keltisches Eisen im Nordschwarzwald
Nachfolgend eine Zusammenfassung des Vortrags „Keltisches Eisen im Nordschwarzwald“ von Dr. Günther Wieland vom Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat 26, Denkmalpflege) vom 19.12.2013.
Bereits seit den 1930er Jahren ist eine frühlatènezeitliche Siedlung (5./4. Jh. v. Chr.) auf dem Schlossberg von Neuenbürg im Nordschwarzwald bekannt. 1995/1996 gelang der Beweis, dass hier schon vor 2500 Jahren Eisenerze in beträchtlichem Umfang abgebaut und verhüttet wurden - im Gegensatz zu den drei weiteren keltischen Befestigungen in Rudersberg, Baden-Baden und Hohennagold.
Dank der Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft konnten von 2004 - 2010 durch die archäologische Denkmalpflege bei Neuenbürg-Waldrennach mehrere keltische Verhüttungsplätze untersucht werden (Um Neuenbürg herum hat man bisher 80 Verhüttungsplätze entdeckt!). Sie erlauben einen detaillierten Einblick in die keltische Eisenproduktion. Die Öfen von Waldrennach gehören in das 6. und 5. Jh. v. Chr. und zählen damit zu den ältesten Eisenproduktionsstätten nördlich der Alpen. Hier fand man u.a. die ältesten Sensen nördlich der Alpen (beginnend mit dem 5. Jh. v. Chr.).
Die zugehörige Höhensiedlung auf dem Neuenbürger Schlossberg wurde in den letzten Jahren ebenfalls weiter erforscht. So lässt sich mittlerweile erschließen, dass im 5. Jh. v. Chr. im Nordschwarzwald von hoch spezialisierten Metallhandwerkern in großem Umfang für einen überregionalen Bedarf Eisen produziert wurde. Diese Verhüttung und Produktion blühte etwa 250 – 300 Jahre, setzte voll entwickelt ein (Technologieimport aus dem Süden?) und endete abrupt.
Im Siegerland gibt es eine später beginnende ähnliche Entwicklung. Evtl. sind damals die Eisenfachleute vom Nordschwarzwald dorthin gezogen. Etwa 35 hochinteressierte Zuhörer bedankten sich beim Referenten für seinen aufschlussreichen Vortrag mit langem Applaus.