Stettfelder Abendvorträge 2020
Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte der Stettfelder Abendvorträge 2020.
Die Lady auf dem Kamel - Hester Stanhope - die erste Ausgräberin in Palästina
Am 20. Januar 2020 referierte Frau Dr. Claudia Braun von den Reiss-Engelhorn-Museen (REM) in Mannheim beim Freundeskreis Römermuseum Stettfeld vor etwa 40 begeisterten Zuhörern über Lady Hester Stanhope, die im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts als eine der exzentrischsten Abenteuerinnen galt.
Geboren 1776 in Kent, wuchs sie in einer begüterten englischen Adelsfamilie auf, war mit einem scharfen Intellekt gesegnet und führte ihrem unverheirateten Onkel, dem Premierminister William Pitt d. J., den Haushalt. Nach dessen Tod 1806 verlor sie ihre prominente Stellung in der Gesellschaft und begab sich – für die damalige Zeit unerhört – 1810 als alleinstehende Frau auf eine Reise in den Orient, von der sie nie mehr zurückkehrte. Begleitet wurde sie u.a. von ihrem Leibarzt Charles Meryon, mit dem zusammen sie in Ascalon die erste systematische Ausgrabung überhaupt durchführte und als erste westeuropäische Frau Palmyra besichtigte. 1816 ließ sie sich in einem verlassenen Kloster bei Djoun im Libanon nieder, wo sie bis zu ihrem Tod 1839 lebte und als „Mystery Lady of the Orient“ residierte. Sie mischte sich in die regionale Politik ein, empfing hin und wieder europäische Reisende und erregte zudem durch ihre unkonventionelle Lebensweise großes Aufsehen. Im Lauf der Zeit wurde sie jedoch immer exzentrischer und starb schließlich vereinsamt und verarmt in Djoun.
Alte Mauern - neu entdeckt in kultur- und naturgeschichtlichen Bildern aus Klöstern, Weinbergen und Friedhöfen
Am 06.02.2020 hielt unser Mitglied Jürgen Alberti einen Vortrag über das faszinierende Leben in alten Mauern. Da diese oft die ältesten Bauwerke in einem Ort sind und meist weder gespritzt noch beachtet werden, konnte sich in ihnen eine ganz spezielle Lebensgemeinschaft aus sehr seltenen Pflanzen und Tieren bilden. Mit faszinierenden Bildern zeigte der Referent, wie sich selbst schon lange aufgegebene alte Weinberge durch dort wachsende Pflanzen zu erkennen geben oder welch ein Paradies die Mauern des Klosters Maulbronn für wärmeliebende Gewächse und Eidechsen sind. Auch alte Friedhofsmauern, wie beispielsweise in Walldorf, können zu Naturparadiesen aus zweiter Hand werden. Dies gilt ebenso für die absonnigen Bereiche dieser Mauern, auf denen sich seltene Farne und Moose ansiedeln können. Leider fielen mehrere dieser Kleinode dem privaten oder kommunalen Ordnungswahn zum Opfer - sie wurden bis in die kleinsten Ritzen von jeglichem Bewuchs „gesäubert“.
Als positives Beispiel konnten zum Schluss des Vortrages noch die vor einigen Jahren aufgesetzten Trockenmauern unterhalb des Gochsheimer Schlosses erwähnt werden, die zahlreichen Tieren und Pflanzen, wie beispielsweise dem Goldlack, eine neue Heimat bieten und die Zuhörer mit dem Gefühl nach Hause gehen ließen, dass es doch noch Chancen für diesen bedrohten Lebensraum gibt.
Griechische Beziehungen nach Indien, China, Schwarzafrika u. Südarabien in antiker Zeit
Am 03.03.2020 berichtete Herr Frank Merkle aus Walheim vor mehr als 20 Zuhörern über die Handelsbeziehungen der alten Griechen. Dabei wurde gleich zu Anfang klar gemacht, dass es schon in vorgriechischer Zeit ein weit gespanntes Handelsnetz gab. So kam das Gold der berühmten Totenmaske des Tutanchamun aus Nubien, der Lapislazuli gar aus Afghanistan. Die Griechen selbst, die ihre Kolonien rund um das Schwarze Meer und das Mittelmeer hatten, pflegten mit den angrenzenden Völkern Kontakt und konnten ihr Handelsnetz entsprechend ausbauen. Es war dabei allerdings nicht immer klar, woher die Handelswaren genau herstammten und welche Völker diese produzierten. Das Hörensagen gab folglich Anlass zu vielen Spekulationen und Legenden.
Erstaunlich auch, wie sich je nach politischer Lage die Lieferbarkeit einiger Produkte änderte: So gab es manchmal nur einen durchgehenden Kontakt bis Indien, manchmal aber bis nach China - was sich im letzteren Falle durch das Vorhandensein wertvoller Seide im Importgut nachweisen ließ. Viele Völker hatten am Austausch ihren Anteil und waren – sei es durch eigenen Zwischenhandel oder durch den Einzug von Maut - auf ihn materiell und kulturell angewiesen. Die Änderung eines Handelsweges konnte somit gravierende Auswirkungen haben und ganze Handelsstaaten in eine Existenzkrise führen.
Ebenfalls von Interesse war, dass die Griechen und andere Völker der Antike für den Seeweg nach Indien schon die Passatwinde mit ihren nur zu wenigen Zeitpunkten im Jahr wechselnden Windrichtungen kannten und nutzten. Auch eine Anekdote, die die Zuhörer zum Schmunzeln veranlasste, konnte der Referent noch aus dem Ärmel zaubern: so empörte eine westliche Delegation, die an den damaligen chinesischen Kaiserhof kam, den Herrscher dadurch, dass sie nur Billigwaren als Geschenke, bzw. Warenmuster mitbrachte. Wie sich die Zeiten doch inzwischen geändert haben…
Mit dieser Veranstaltung endete die Vortragssaison 2019/20; jedoch werden wir an gleicher Stelle ab Herbst die Vorträge der neuen Saison 2020/21 ankündigen, die sicherlich wieder spannende, überraschende und neue Erkenntnisse bieten. Wir freuen uns schon jetzt auf Ihren Besuch!