Stettfelder Abendvorträge 2014
Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte der Stettfelder Abendvorträge 2014.
Das römische Walheim
Nachfolgend eine Zusammenfassung des Vortrags "Das römische Walheim" von Dr. Stefan Ernst vom 23.01.2014.
Gut 150 Jahre existierte die römische Siedlung am Neckar. In domitianischer Zeit wurde Kastell I zunächst als Erde-Holz-Kastell errichtet und dann zu Anfang des 2. Jh. n. Chr. in Stein ausgeführt. Es hatte wohl eine Garnison von 500 Mann und wurde gegen Mitte des 2. Jh. im Zug der Limesverlegung weiter nach Osten aufgegeben und teilweise überbaut. Kastell II dürfte nach neueren Erkenntnissen unter Trajan oder Hadrian ebenfalls als Erde-Holz-Befestigung erbaut, aber bald wieder aufgegeben worden sein. Es wurde dann großflächig mit zivilen Streifenhäusern und einem Bad überbaut. Wofür diese Truppenkonzentrierung nötig war, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Nach dem Abzug des Militärs brannten die meisten Holzgebäude in Walheim zunächst ab; danach entstand jedoch eine florierende Handelssiedlung mit zahlreichen Streifenhäusern aus Stein und Kultstätten. Das heutige Museum steht über den beeindruckenden Resten eines Streifenhauses aus Stein, das zu den größten seiner Art nördlich der Alpen gehört. Mit der Aufgabe des Limes um 260 n. Chr. endete auch die Geschichte des römischen Walheims.
Gut 40 Zuhörer dankten dem Referenten Dr. Stefan Ernst - einem begeisterten Hobbyarchäologen und Mitglied des Fördervereins Römerhaus Walheim e.V. - mit langem Applaus für seinen lebendigen Lichtbildvortrag.
Antike Heilkunde - Von magischen Anfängen zur empirischen Wissenschaft
Bei einem gemeinsamen Vortragsabend des Katholischen Bildungswerks der Seelsorgeeinheit Ubstadt und des Freundeskreises Römermuseum Stettfeld e.V. gab Dr. Ulrich Staffhorst, Studiendirektor a.D. und Lehrbeauftragter für Altgriechisch an der Uni Karlsruhe, am 17.02.2014 einen Überblick über das Thema Antike Heilkunde - Von magischen Anfängen zur empirischen Wissenschaft. In der Medizin fühlt man sich schon durch die Nomenklatur an die historische Dimension des Fachs erinnert. Was den Griechen in der Geschichte der Medizin eine überragende Stellung sichert, ist der Schritt von einer religiös-magischen Sicht der Krankheitsursachen zur Wissenschaft. Anhand ausgewählter literarischer Zeugnisse wurden weniger die technischen Fortschritte in der Medizin als die damit verbundenen geistigen Prozesse illustriert. Man kann dabei versuchsweise 5 Stadien der Entwicklung unterscheiden:
1. | Die praxisorientierte archaische Medizin |
2. | Die Medizin sozusagen in Personalunion mit der Philosophie |
3. | Hippokrates |
4. | Die Forschung in Alexandria |
5. | Galenos mit seiner Gesamtdarstellung der medizinischen Wissenschaft |
Der von etwa 40 Besuchern mit großem Interesse verfolgte Vortrag befasste sich einleitend mit den (katastrophalen) hygienischen Verhältnissen in der Antike; er endete mit einem Ausblick auf das antike Ethos des ärztlichen Berufes und der Wiedergabe des „Hippokratischen Eides“.
Die Krise des römischen Reichs im 3. Jh. n. Chr.
Die Vortragsreihe des Winterhalbjahres 2013/2014 endete am 20.03.2014 mit einem hervorragenden Referat von Dr. Markus Scholz vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz zum Thema „Die Krise des römischen Reichs im 3. Jh. n. Chr.“
Das 3. Jahrhundert n. Chr. wird in der Geschichtsschreibung unter dem Schlagwort der "Großen Reichskrise" zusammengefasst. Zwischen 235 und 286 n. Chr. überschlugen sich die Ereignisse in Europa, Afrika und im Orient: Bürgerkriege, erstarkende äußere Feinde, Missernten und Klimaverschlechterung, Seuchen, Bevölkerungsverluste, Kriminalität und wirtschaftlicher Zusammenbruch waren Faktoren, die sich einander verstärkten und das Reich in einen gefährlichen Abwärtsstrudel zogen. Am Ende war nichts mehr wie vorher. Trotzdem überstand das Römische Reich diesen Todeskampf. Das Limesgebiet und damit auch Stettfeld waren direkt von den Ereignissen betroffen. Der Vortrag gab einen ausgezeichneten und wohlgegliederten Überblick über eines der ereignisreichsten Jahrhunderte der europäischen Geschichte und beleuchtete die Auswirkungen auf die Region. Der Referent, der seine Ausführungen mit zahlreichen aussagekräftigen Lichtbildern dokumentierte, erntete von an die 100 faszinierten Zuhörern begeisterten Applaus.
Im Schatten von Amarna - Ludwig Borchardt, ein Pionier der Archäologie
Das Porträt der Königin Nofretete ist eines der berühmtesten Kunstwerke des Alten Ägyptens und ein Publikumsmagnet im Neuen Museum in Berlin. Viel wurde über die Ägyptische Königin berichtet und geschrieben, doch nur wenige kennen das Werk und die Biographie ihres Entdeckers Ludwig Borchardt.
Der deutsche Archäologe forschte in Ägypten und machte sich vor allem als Kenner alt ägyptischer Architektur einen Namen. Seine Publikationen und Grabungsberichte sind bis heute wichtige Grundlagen der archäologischen Forschung in Ägypten. Als erster Direktor des Kaiserlich- Deutschen Institutes für ägyptische Altertumskunde in Kairo war er ebenso engagiert wie als Forscher.
Frau M.A. Diana Liesegang präsentierte am 29.09.2014 in einem reich bebilderten Vortrag das Werk dieses Pioniers der Archäologie, der heute durch seine berühmteste Entdeckung, der Büste der Königin Nofretete im kulturellen Gedächtnis präsent ist, und gab außerdem einen Überblick über die wichtigsten deutschen Ägyptologen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts und ihre beeindruckenden Leistungen. Etwa 40 begeisterte Zuhörer bedankten sich für das anschauliche Referat mit langanhaltendem Beifall.
Die Entstehung des Christentums im “Imperium der Götter”
Anstelle der kurzfristig verhinderten Referentin Susanne Erbelding berichtete Frau Alexandra Neuner am 03.11.2014 in einem reich bebilderten Vortrag darüber, wie sich das Christentum im Römischen Reich entwickeln konnte.
Die Begegnung von biblischen Glauben und griechischem Denken in römischer Zeit ist für die Gestalt des Christentums, von Glauben, Theologie und Kirche bis heute prägend geworden. Dabei vollzog sich diese Verbindung im Kontext eines religiösen Umfeldes, das vom Pluralismus unterschiedlichster Religionen aus allen Teilen des Weltreiches geprägt war, die die Römer in ihrem Götterpantheon zusammenführten.
Die ägyptische Isis hatte da ebenso ihren Platz wie der persische Mithraskult, der Kaiserkult und natürlich die alten Gottheiten Griechenlands und Roms – bis das strenge Bekenntnis zu dem einen, einzigen Gott, das Juden, Christen und heidnische (u.a. neuplatonische) Philosophen dem allzu menschlichen Treiben der heidnischen Götterwelt entgegensetzten, zum Sieg des christlichen Glaubens führte. Etwa 40 Zuhörer bedankten sich bei der Referentin für ihren Vortrag mit freundlichem Applaus.
Zwischen Republik und Monarchie - Der Tod des Augustus und das schwere Erbe des Tiberius
Zum 2000. Mal hat sich im August 2014 der Tod des Augustus, des wohl berühmtesten römischen "Kaisers" gejährt. Wenn auch dieses Ereignis heutzutage mit dem Beginn der römischen Kaiserzeit verbunden wird, so ist doch wenig bewußt, wie prekär die politische Lage in Rom und im Imperium Romanum beim Regierungswechsel von Augustus zu Tiberius war. Augustus hatte im Grunde nicht in gewünschter Weise eine Vererbung seiner monarchischen Stellung in Rom bewerkstelligen können. Ausgerechnet der ungeliebte Stiefsohn Tiberius trat nun seine Nachfolge an – freilich eine Nachfolge, die weder im Procedere noch in der institutionellen Zuordnung definiert oder festgelegt war. Kein Wunder, dass Tiberius versuchte, eine stärkere Rückkehr zur republikanischen Ordnung zu befürworten. Und doch war er es, der die Grundlagen für ein institutionalisiertes Prinzipat, ein fest etabliertes römisches Kaisertum mit seinem Regierungsantritt legte. Dabei hatte er mit den größten Widerständen in der römischen Bevölkerung, mit Meutereien in Pannonien und Erhebungen bei den Rheinlegionen in Germanien zu kämpfen. Der Bestand der monarchischen Herrschaft war seit dem Tod Caesars wohl nie so sehr in Gefahr gewesen.
Der Referent Herr Dr. Hilmar Klinkott schilderte diese für das beginnende Prinzipat kritische Situation in seinem Vortrag am 18.12.2014 ausführlich und souverän, ohne in die oft anzutreffende einseitige negative Bewertung der Regierungszeit des Tiberius zu verfallen. Etwa 40 Zuhörer bedankten sich für diesen interessanten Vortrag mit anhaltendem Beifall.