Stettfelder Abendvorträge 2010

Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte der Stettfelder Abendvorträge sowie Berichte über weitere Veranstaltungen des Freundeskreises Römermuseum Stettfeld aus 2010.

Römische Glasmacherkunst

Hieß der Stettfelder Abendvortrag am 27.01.2010 mit dem Film

Die Herstellung von Repliken Römischer Gläser Im Bayerischen Wald

Vor der Vorführung gab unser Mitglied Gerhard Niggemann einen Überblick über die Glasherstellung allgemein sowie die Herstellung von Repliken römischer Gläser im Besonderen. Walter Speicher aus Neustadt/Weinstr. erläuterte anschließend zum 1991 gemeinsam gedrehten Film aus der Glashütte Poschinger in Frauenau, wie aufwändig die handwerkliche Herstellung solcher Nachahmungen römischer Gläser auch mit modernen Hilfsmitteln ist. Am Beispiel von vier verschiedenen römischen Gläsern aus dem 1. bis 4. Jhdt, die im British Museum in London ausgestellt sind und im Auftrag der CCAA Glasgalerie Köln nachgefertigt wurden, zeigten sie jeden Arbeitsgang von der Herstellung der Holzform bis zum Durchlaufen des Kühlofens. Besonders beeindruckend war die Ergänzung der jeweiligen Grundform um Rippen, Henkel, Füße, Noppen und viele andere Applikationen. Die anschließende Nachbearbeitung mit moderner Technik rundete die Information über die Produktion selbst ab. Als Zugabe wurde die Auswechselung der Glashäfen (Behälter für die Glasschmelze) gezeigt, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch per Muskelkraft vorgenommen wurde. Die Filmaufnahmen aus dem Jahr 1991 wurden durch einige aktuelle Fotos und Kommentare ergänzt. Der Eindruck bei allen Zuschauern war, dass die Herstellung der römischen Originale um ein Vielfaches schwieriger war, weil die moderne Technik fehlte. Anhand dieses Films vermag man erst den großen Wert der Originale zu ermessen, bei deren Herstellung sicher enorm viel mehr Zeit aufgewendet wurde und erheblicher Ausschuss zu beklagen war.

Im anschließenden Vortrag über Neuere Römische Glasfunde aus der Pfalz wurden Glasfunde der vergangenen Jahre aus dem Bereich der Vorderpfalz vorgestellt. Insbesondere die Funde hochwertiger Gläser des 4. Jhdts. aus den Gräberfeldern der Villa Rustica Wachenheim und Gönnheim zeigen einen hohen Standard der Grabbeigaben. Ergänzt wurde das Referat um Erläuterungen zu den noch nicht abgeschlossenen Grabungen anhand von aktuellen Grabungsfotos. Die anschließende rege Diskussion bewies, dass der Vortrag bei allen Zuhörern gut angekommen war. Eine reichhaltige Auswahl an Muster-Repliken konnte anschließend von den rund 50 Teilnehmern in Augenschein genommen und auch „begriffen“ werden.

Das Königreich der Vandalen

Besuch der Sonderausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe am 06.02.2010

17 Teilnehmer waren diesmal dabei, als der Freundeskreis zu einem gemeinsamen, fachkundig geführten Besuch der Sonderausstellung lud. Alle waren überrascht über die vielseitige und mit wertvollen Original-Exponaten ausgeführte Ausstellung, die dank der Unterstützung der tunesischen Behörden außerordentlich authentisch war. Über die Vandalen, die während der Völkerwanderungszeit aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten im heutigen Schlesien, Siebenbürgen und Ungarn als lockere Gruppierungen zusammen mit anderen Völkerstämmen zunächst über den Rhein Richtung Gallien und dann via Hispanien nach Nordafrika zogen, sind schriftliche Zeugnisse und archäologische Funde Mangelware. Deshalb bemüht sich diese Ausstellung, Artefakte aus der durch zeitgenössische „Historiker“ und spätere Literatur belegten Vandalenzeit des 4. bis 6. nachchristlichen Jahrhunderts zu zeigen, wenn sie auch zum Teil nicht direkt von den Vandalen stammen. Sicher scheint, dass die Vandalen zusammen mit Alanen um 429 von Gibraltar aus in die römischen Provinzen Nordafrikas vordrangen und 439 Karthago eroberten. Diese logistische und militärische Leistung war in erster Linie König Geiserich aus dem Geschlecht der Hasdingen (Langhaarige) geschuldet. Nachdem später das Vandalenreich auf römischem Territorium sowohl von West- als auch von Ostrom anerkannt worden war, setzte die Konsolidierung der Vandalenherrschaft in Afrika ein. Das geschah durch die weitgehende Übernahme der ertragreichen Landwirtschaft durch die vandalische Führung, die Beteiligung der Vandalen-Soldaten an der Landnahme und die Assimilierung der Vandalen durch die römische Bevölkerung. Allerdings war die strenge Verfolgung der katholischen Christen durch die arianischen Vandalen zeitweilig ein großes Hemmnis. Mit der zunehmenden Schwäche Westroms erfolgte die Ausdehnung der Vandalenherrschaft auf das westliche Mittelmeer (Balearen, Sardinien, Korsika und Sizilien) verbunden mit regelmäßigen Raubzügen bis nach Rom. Die reiche Kornkammer Nordafrika und ein blühendes Keramikhandwerk waren die Basis der erfolgreichen Exportwirtschaft, die lückenlos an die vorherige römische Zeit anschloss. Nach Geiserichs Tod 477 und zunehmendem Machtverfall ging das Vandalenreich mit der Eroberung durch den oströmischen Kaiser Justinian I. und seinen Heerführer Belisar im Jahr 534 unter. Ein Jahrhundert später fiel auch diese letzte Bastion des oströmischen (byzantinischen) Reichs in Afrika unter dem Ansturm der Moslems. Die Grabungsfunde in Tunesien, dem früheren Kernland des Königreiches der Vandalen, in Algerien und Marokko bezeugen, dass sich die keramischen und metallischen Gebrauchsgegenstände und Schmuckstücke, Plastiken aus Stein und Metall, die kunstvollen Mosaiken und die Bauten aus dem Jahrhundert der Vandalen kaum von denen der früheren und späteren Zeit unterscheiden. Lediglich die „barbarischen“ Namen in Inschriften, auf Münzen und Schriftstücken bezeugen, dass hier Vandalen eine Rolle spielten. Selbst die sakralen Bauten lassen kaum Rückschlüsse darüber zu, ob hier katholische oder arianische Christen gebetet haben. Auch zu der Sprache der Vandalen gibt es mehr Annahmen als schlüssige Beweise. Anscheinend war ihre Sprache dem Gotischen ähnlich, allerdings wurden bisher keine zusammenhängenden Schriftzeugnisse gefunden sondern nur Einzelworte z.B. liturgischer Art.

Einprägsamkeit en gros - die Porträts Kaiser Maximilians I.

Lautete der Titel des Stettfelder Abendvortrags am 23.02.2010.

Die Kunsthistorikerin Dr. Anja Eisenbeiß von der Heidelberger Universität hat sehr detailliert über die Art und Weise berichtet, wie der mittelalterliche Herrscher Maximilian I. mit einer Vielzahl veröffentlichter Porträts dafür sorgte, dass er seinen Untertanen im Gedächtnis blieb. Sie stellte dabei Vergleiche an zu den Bildern antiker Größen wie z.B. des Perikles, Alexanders des Großen und von Augustus ebenso wie zu denen mittelalterlicher Fürsten und eines Papstes.

Sie hat bei Ihren Untersuchungen herausgefunden und schlüssig dargelegt, dass es bei den Herrscherbildern nicht so sehr darauf ankam, eine bestimmte Person getreulich abzubilden. Die eigentliche Absicht war, mit den Porträts bestimmte tatsächlich vorhandene oder auch gewünschte Eigenschaften der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Wichtig war, dass bestimmte Bildmerkmale für Unverwechselbarkeit und Wiedererkennung sorgten.

Von kaum einem Herrscher des Mittelalters haben sich so viele Bildnisse erhalten, wie von Kaiser Maximilian I. (1459-1519). Die Referentin stellte zunächst eine Federzeichnung von 1510 über eine Porträtsitzung Maximilians vor, bei dem weltliche und kirchliche Würdenträger sozusagen die Authentizität des Vorgangs bezeugen. Solche Sitzungen hat es mehrfach (z. B. Jörg Muskat, Albrecht Dürer) gegeben, doch sind wohl die meisten Bildnisse danach auf Basis von Bildvorlagen entstanden.

Dr. Eisenbeiß stellte eine Reihe der bedeutendsten Bildnisse Maximilians als Holzschnitte, Gemälde, Bronzebüsten, Münzen, Tafelbilder und Buchdruckexemplare vor, auf denen der Herrscher mit seiner markanten Habsburger Hakennase mit jeweils angemessener Tracht oder im Harnisch, oft mit Granatapfel und den Insignien seiner Macht dargestellt war. Die Gesichtszüge waren dabei sowohl an das Lebensalter als auch an die jeweils gewünschte politische Aussage angepasst. Die Zusammensetzung aller Details war den jeweiligen Umständen entsprechend mit Bedacht gewählt und sollte den Herrscher als fromm, mutig, entschlossen, kampfbereit oder väterlich nachsichtig und gütig charakterisieren.

Erstaunlich war, dass sogar einem Vorfahren Maximilians, dem König Rudolf I., die sogenannte Habsburger Nase postum an einem Bronzestandbild in der Innsbrucker Hofkirche verpasst wurde. Er wurde dadurch Maximilian täuschend ähnlich, obwohl sein Bild auf dem Grabmal im Speyerer Dom anders aussieht. Mit diesem Beispiel und mit der Reliefdarstellung Maximilians und seines Enkels Karl V. mit sehr ähnlichen Gesichts-Profilen zeigte sie, wie mithilfe der Bildnisse der Habsburger Machtanspruch über mehrere Generationen verdeutlicht wurde.

Heidelberger Vielfalt - natur- und kulturgeschichtliche Eindrücke aus einer berühmten Stadt

War der Titel des im Winterhalbjahr 2009/2010 letzten Stettfelder Abendvortrags am 29.03.2010.

Jürgen Alberti aus Bad Schönborn referierte über Heidelberg, wie es kaum jemand kennt. Für die Illustration eines Kalenders zu Heidelbergs „Stadtnatur“ durchstreifte der Referent wochenlang die Heidelberger Gemarkung auf der Suche nach natürlichen und auch kulturhistorischen Schönheiten, auf die der oberflächliche Tourist nicht stößt. Als Biologe und Fotograf waren ihm dabei die kleinen Lebewesen und unscheinbaren Pflanzen ebenso wichtig wie die großen Vertreter der natürlichen Umwelt.

Aufgelockert wurde der Vortrag durch interessante und vergnügliche Ausflüge in die Historie einer Stadt, die Kulturgeschichte geschrieben hat und schwer unter der deutsch-französischen Konkurrenz zu leiden hatte.

Besonderen Wert legte er auf die Entdeckung ungewöhnlicher Pflanzen und Tiere, die man normalerweise in einer Großstadt nicht vermutet. Ein recht effektives Schutzprogramm der Stadt Heidelberg erlaubt heute das Überleben einer großen Artenvielfalt, was Heidelberg den Titel „Bundeshauptstadt im Naturschutz 2007“ eingetragen hat.

Berühmt ist als Ausgangspunkt der Philosophenweg nicht nur für seine Aussicht auf Alt-Heidelberg und Schloss sondern auch für seine Tier- und Pflanzenwelt, die die Wärme des Ortes nutzen. Geht man weiter in Richtung Ziegelhausen, gelangt man in den Wald, der auf Granit steht. Auffallend sind hier am Weg z. B. schöne Gruppen vom Tüpfelfarn, dem „Engelsüß“ früherer Kinder, die die unterirdischen Teile als „Süßholz“ kauten.

Man gelangt schließlich zur Abtei Neuburg, deren wechselvolle Geschichte im 12. Jahrhundert als Benediktinerkloster begann. An mageren Stellen in der Nähe der Anlagen wachsen die Rauhe Nelke, an Felsköpfen die am Stängel klebrige Pechnelke. Die zum Kloster gehörende „Stiftsmühle“, die vom Mausbach angetrieben wurde, ist verschwunden, nur der Gasthof blieb übrig.

Hinter dem Klosterareal führt ein Weg durch das Mausbachtal auf die sorgfältig gemähte „Mausbachwiese“. An den Rändern der Wiese zum Bach hin finden sich noch zahlreiche bis zu 1,5 m lange Wedel des sehr seltenen und geschützten Straußfarns.

Eine weitere, sorgfältig gepflegte Wiese im Wald namens „Kreuzgrund“, die früher mit Vieh beweidet wurde, verfügt über kostbaren Magerrasen. Sehr seltene Pflanzen und mit ihnen auch zahlreiche Insekten, vor allem Falter, haben hier auf Heidelberger Gemarkung ihren einzigen Lebensraum.

An den Mauern zur Ziegelhäuser Landstraße steht in Massen eine unscheinbare Pflanze, das Ausgebreitete oder Ästige Glaskraut. Die sehr seltene, zerbrechliche Pflanze stammt aus dem Mittelmeerraum. Sie wurde wohl von den Römern nach hier verschleppt.
Hier leben auch die besonders seltenen und geschützten Mauereidechsen.

Überraschend war das Auffinden einer bis auf 1000 Tiere geschätzten Population überwiegend von Mauereidechsen im Gleisschotter des alten Güterbahnhofs, als man dort mit den Arbeiten zur „Bahnhofsstadt“ begann. Der gesetzliche Tierschutz verlangte, dass die Tiere vor Baubeginn umgesiedelt werden, was noch nicht abgeschlossen ist.
Auf den großen Neckarwiesen tummeln sich im Sommer nicht nur viele Studenten sondern auch Nil- und Höckergänse.
Die Höcker- oder Schwanengans, ein stattlicher Vertreter dieser Vogelgruppe, hat in Heidelberg ihre einzige wild lebende Population in Deutschland. Sie stammen von den Küsten Ostasiens und sind die Stammform der als Haustier gehaltenen Höckergans. Viel weiter verbreitet ist die Nilgans.

Die farbenprächtigen Tiere sind viel kleiner als die Schwanengänse. Sie brüten überall, am Boden und in Storchenhorsten, in dichter Vegetation, in Baumhöhlen, auf Masten und Brücken.

An der Dossenheimer Landstraße werden drei überalterte Kirschbäume weiter erhalten, denn in ihnen wohnt die seltene Stöpselkopfameise.

Im Heidelberger Odenwald kurz vor der Stadtgrenze liegt die frühere Allmende „Hirschwiese“, z. T. in der feuchten Bachaue mit über 100 Pflanzenarten, die etwa 100 Arten von Schmetterlingen, darunter Trauermantel und Aurorafalter, ernähren. Im bergauf liegenden ehemaligen Steinbruch sind die Abbruchwände so frei, dass sie für die Wanderfalken, die seit Jahren regelmäßig auf dem Turm der Heiliggeistkirche brüten, von Interesse sein könnten.

Halsbandsittiche stammen aus den Savannen Nord-Afrikas bis hin nach Südost-China. Die erste Brut in Heidelberg fand 1990 statt, jetzt sind es schon über 700 Vögel.

An diesen schönen Vögeln kann man leicht aufzeigen, warum das erfolgreiche Leben in der Stadt durch so viele Tiere und Pflanzen zustande kommt: keine Verfolgung durch den Menschen, sehr viele verschiedene Lebensräume wie Gärten, Parks, Einzelbäume, Straßengrün, Gebüsche, Friedhöfe, Vorgärten, kein Spritzen, kein Düngen, höhere Temperaturen im Winter, Fütterungen direkt durch die Menschen, aber auch indirekt an Müllablagerungen oder in der Nähe von Mühlen, Speichern oder Güterbahnhöfen. Ein besonders interessanter Wald ist der am Steilhang des Königsstuhls zum Neckar hin. Auf den Felsbrocken und zwischen ihnen hat sich z. B. das Punktierte Hornlebermoos etabliert, das in seiner Erscheinung eine Vorstellung davon gibt, wie einst die Pflanzen vom Meer aus das Land eroberten.
Im Südwesten hat Heidelberg an der Grenze zu Leimen Anteil an dem ehemaligen Steinbruch des Zementwerkes, der heute Naturschutzgebiet ist. Immer wieder seit etwa 10 Jahren tauchen hier Uhus auf und haben auch teilweise erfolgreich ihre Brut hochgebracht.

Ferienprogramm 2010 der Gemeinde Ubstadt-Weiher

Basteln mit dem Freundeskreis Römermuseum - diesmal eine römische Rundmühle

Auch in diesem Jahr beteiligte sich der Freundeskreis am Ferienprogramm der Gemeinde Ubstadt-Weiher. Unseren jungen Gästen im Alter von 8 bis 12 Jahren wurde im Römermuseum ein abwechslungsreiches Programm geboten. Es gab römische Spielfiguren zum Anfassen ebenso wie ein Model, mit dessen Hilfe man zur Römerzeit eine kleine Spielzeugtaube herstellen konnte. Passend dazu hörten die Kinder die Geschichte vom Pechvogel, einem Römerjungen, der sich gar zu tollpatschig anstellte. Wichtigster Programmpunkt des Nachmittags war das Basteln einer römischen Rundmühle aus Leder, mit der dann gleich gespielt wurde. Nach einem Imbiss und Getränken waren römische Wettspiele mit Nüssen und Kreiseln der Anziehungspunkt. Die drei erfolgreichsten Orca- und Deltaspieler konnten sich einen Gewinn aussuchen. Auch die Gewinner des Kreiselspiels erhielten jeweils einen Preis. Nach weiteren spannenden Geschichten aus dem Römerreich, die von den Kindern erfreulich aufmerksam verfolgt wurden, beendete ein kniffliges Rätselspiel den Nachmittag.

Tag des offenen Denkmals am 12.09.2010 in Stettfeld

Besser hätte das Schwerpunktthema des bundesweiten Tages des offenen Denkmals 2010 gar nicht zu Stettfeld passen können. "Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr" passte wie angegossen auf die römische Vergangenheit unserer Gemeinde, die vor 2.000 Jahren an einer bedeutenden römischen Straßenkreuzung angesiedelt war. Dem Thema entsprechend bot der Freundeskreis Römermuseum am Sonntag ein überaus bewegtes Programm.

Pünktlich um 10.00 Uhr begannen die ersten Führungen im Museum, die sich an besonders gekennzeichneten Schwerpunkten orientierten und bis 17.00 Uhr interessierte Besucher informierten. Da war die Straßenkreuzung, verantwortlich für regen Verkehr, der viele, teils recht exotische Waren und nach Stettfeld brachte. Die Großziegelei und -töpferei Stettfelds verdankte den Fernstraßen und vielen Bächen, häufig als Wasserstraßen genutzt, dass sie ihre Waren auch überregional absetzen konnte und damit sicher zu bedeutendem Wohlstand kam. Der cursus publicus, die Kaiserliche Post Roms, verfügte vor den Toren Stettfelds vermutlich über eine Pferdewechselstation, deren imposante Reste Anfang der 1990er Jahre an der alten Römerstraße Basel - Mainz vor den Toren Stettfelds ausgegraben wurden.

Hierzu passte ein Beneficiarier in vollem Gewand und mit seinem typischen Symbol, der Lanze, der im Römermuseum ausführlich nicht nur über die Besonderheiten seiner Kleidung, sondern auch von seiner Arbeit und seinen hoheitlichen Aufgaben als Straßenpolizist an Fernstraßen in der römischen Provinz berichtete. Neben der Tätigkeit als Ordnungshüter übernahm er auch Verwaltungsaufgaben, zum Beispiel bei der Transportorganisation oder der Kontrolle des Warenverkehrs. Ein römischer Legionär in voller Uniform unterstrich den Anspruch auf Recht und Ordnung.

Schließlich waren interessierte Besucher am Nachmittag eingeladen, markante Lokalitäten des römischen Stettfeld unter fachkundiger Führung mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erkunden.

Wolfgang Fischer, ganz stilecht als Römer gekleidet, führte rund 30 Interessierte zu den Stellen, an denen geschichtsträchtige Funde im Weichbild des Ortes gemacht wurden. Besonders sehenswert der römische Keller in der Römerstraße, die römischen Brunnen, der Nachbau des Brennofens. Aber auch die Tatsache, an den Orten zu verweilen, die von den Archäologen zu Beginn der systematischen Ausgrabungstätigkeit als besonders bedeutsam eingestuft und die offensichtlich wichtige Rolle des vicus unterstreichen, verhalf zu einem Gefühl der Verbundenheit mit der Geschichte des Ortes.

Die mehr als 40 Radfahrer, die sich auch die weiter entfernten Bodendenkmale und Ausgrabungsstätten anschauen wollten, kamen dank sachkundiger Führung durch Thomas Förderer und Michael Schimmelpfennig voll auf ihre Kosten. Neben den Fundstätten direkt im Dorf durften sie auch den ehemaligen Wirkungsbereich des Zieglers und Töpfers LPL "Im Sand" in Augenschein nehmen. Bei herrlichem Wetter führte die Fahrt zu den noch im Boden schlummernden Bauwerken des Palastes "In den Hecken" und des römischen Bauernhofs "Am Schwedenbrunnen". Selbst der Fundort der Pferdewechselstation "Markgraben" zwischen Stettfeld und Ubstadt wurde angefahren.

Das römische Wimpfen am Neckar-Odenwald-Limes

Der Bauhistoriker Dr. Meinrad Filgis, ehemals Landesdenkmalamt Stuttgart, hat am 25.10.2010 vor über 30 Zuhörern schwerpunktmäßig über die archäologischen Funde bei den von ihm mit zwei weiteren Kollegen geleiteten Ausgrabungen 1983 - 1987 in Bad Wimpfen berichtet. Bereits im 19. Jhdt. sind wiederholt wesentliche Funde registriert und schließlich gezielte Ausgrabungen im Stadtteil Wimpfen im Tal durchgeführt worden, die darauf schließen ließen, dass es sich um eine für damalige Verhältnisse recht große Anlage handelt. Die Archäologen, die Ende des 19. Jhdts. im Auftrag der Reichslimeskommission forschten, fanden heraus, dass Ende des 1. Jhdt. n. Chr. am Übergang vom Neckar- zum Odenwaldlimes ein römisches Kastell entstand, um das sich eine zivile Siedlung (vicus) in Holzbauweise entwickelte.

Im Zeitraum 1983 - 1987 wurden wegen geplanter Baumaßnahmen mehrere umfangreiche Rettungsgrabungen erforderlich, die zur Abrundung der schon vorher gewonnenen Erkenntnisse führten und das römische Wimpfen in die Reihe der größten römischen Siedlungen in Baden-Württemberg einfügten. Interessante Einblicke in die Bau- und Siedlungsstruktur ebenso wie in das Alltagsleben dieser römischen Stadt im Hinterland des Limes waren das Ergebnis.

Als die Römer um die Mitte des 2. Jhdt. das Militär nach Jagsthausen an den Obergermanisch-Raetischen Limes verlegten, avancierte dieser vicus zum Hauptort der civitas alisinensium und wurde durch eine Stadtmauer mit Türmen und Toren befestigt. Gleichzeitig lösten Steinbauten die bisherige Holzbauweise ab.

Der beachtliche Wohlstand der Bewohner, nachgewiesen durch die Entdeckung von Grundmauern großer Wohn- und Gewerbebauten mit komfortabler Inneneinrichtung und eines umfangreichen Kultbezirkes, gründet sicher auf der verkehrsgünstigen Lage am Fluss und an der Kreuzung zweier römischer Fernstraßen - einer Nord-Süd-Verbindung mit Neckarbrücke und einer west-östlichen Trasse.

Auf etwa 260 n. Chr. wird das Ende der Siedlung infolge der den Limes überrennenden Alamannen datiert.

Weil die römische Stadt im Überschwemmungsgebiet des Neckars an der Jagstmündung angelegt war, hat es in nachrömischer Zeit kaum Überbauungen des Gebiets gegeben, so dass die Ausgrabungen fast lückenlos erfolgen konnten.

Zu den bedeutenden Einzelfunden zählen die Götterstatuen und Reliefs im Kultbezirk von Jupiter, Juno, Minerva, Mars und weitere Statuen und Reliefs von weniger bedeutenden Gottheiten. Besonders eindrucksvoll ist die fast lebensgroße Plastik des Stadtgenius mit der Mauerkrone auf dem Kopf.

Daneben fanden sich in einem Keller sorgfältig auf Stuck angebrachte Bemalungen der Halbrundbögen über Nischen und besondere dreieckige und rautenförmige Ornamente, denen man fast magische Bedeutung beimisst.

Von der umfangreichen Gewerbetätigkeit zeugen diverse Töpferöfen, Öfen zur Metallschmelze, Getreidedarren, Kalkbrennöfen und sogar Grillkanäle mit Holzkohlen- und Tierknochenfunden, die offenbar zur gewerbsmäßigen Verarbeitung von Rind- und Geflügelfleisch dienten.

Viele dieser Zeugnisse der römischen Siedlung Wimpfen - römischer Name unbekannt - finden sich heute im Museum im Steinhaus in Wimpfen am Berg.

Die Bilderwelt der Romanik

Architekturgebundene Malerei und Skulptur

Armin Becker aus Sandhausen berichtete am 23.11.2010 als Fortsetzung seines Vortrags "Kirchenbaukunst der Romanik" vom 16.12.2009 über die Malerei und den Skulpturenschmuck in romanischen Sakralbauten.

Der heutige Zustand vieler restaurierter romanischer Kirchen steht im größten Gegensatz zu dem farbenfrohen Anblick, den die bemalten Wände und Decken zur Entstehungszeit dieser Kirchen boten.

Nach der Präsentation von Bildern restaurierter romanischer Kirchen mit ihrer Steinsichtigkeit bzw. weiß verputzten Wänden, was die formale Strenge des romanischen Stils unterstreichen sollte, stellte der Referent fest, dass die mittelalterlichen Kirchen fast vollständig ausgemalt und von einer uns heute befremdlichen Buntheit waren. Auch die Skulpturen in und an den Kirchen waren farblich gefasst.

Architekturgebunden war diese Malerei, weil sie in den romanischen Kirchen nicht auf mobilen Bildträgern, etwa als Tafelbild, vorkommt, sondern nur als fest mit der Architektur verbundene Wand- und Deckenmalerei. Architekturgebunden waren auch die Skulpturen, weil die Romanik die vollplastische, anatomiebetonte, frei stehende Skulptur nicht kennt, sondern diese grundsätzlich an einen Hintergrund als Bildträger, ein eine rückwärtige Begrenzung gebunden bleibt, von dem sie sich nie vollständig löst. Die romanische Skulptur ist also wesentlich Relief.

Die zentrale Aussage des Vortrags:
Die Vielzahl der Bildwerke einer Kirche wie überhaupt der Bildervorrat der romanischen Sakralkunst bilden einen übergreifenden inhaltlichen Zusammenhang. Die bildnerischen Erzeugnisse beziehen sich alle auf einen gemeinsamen Bezugspunkt, nämlich auf die mittelalterlich-christliche Auffassung von Welt und Geschichte, die im Begriff der Heilsgeschichte zusammengefasst werden kann.

Was damit gemeint ist, wurde vor allem an der Bilderdecke der Michaeliskirche in Hildesheim entwickelt. Sie nimmt das Thema des sogenannten Jessebaums zum Anlass, um den Weg der Menschheit vom Sündenfall im Paradies bis zur Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten als Heilsgeschichte zu interpretieren. Der Referent zeigte, wie die daraus entwickelte Vorstellung von Christus als neuem Adam und Maria als neuer Eva, die den Sündenfall von Adam und Eva wieder gut machten, in Hildesheim bildlichen Ausdruck fand.

Anhand weiterer Beispiele wurde gezeigt, dass die Thematik der sakralen romanischen Wandmalerei durch ihren Ort in der Kirche bestimmt wurde: die Langhauswände sowie die Kirchendecke waren in der Regel für erzählerische Zyklen aus dem Alten oder Neuen Testament - Szenen aus der irdischen Zeitlichkeit - vorgesehen. Der Chorbereich und die innere Westwand dagegen waren für "Ewigkeitsbilder" reserviert: an der Westwand das Jüngste Gericht, in der Apsiskalotte des Chores Christus als Weltenherrscher, in der von Engeln gehaltenen Mandorla, einer Lichtaura, auf dem Regenbogen sitzend, umgeben von den vier geflügelten apokalyptischen Wesen, dem Löwen, dem Stier, dem Menschen und dem Adler, die in der Deutung der Kirche zu Symbolen der Evangelisten Markus, Lukas, Matthäus und Johannes geworden waren.

Nachdem in der christlich gewordenen Spätphase des römischen Reiches die heidnischen Statuen aus allen Tempeln entfernt worden waren, war die Monumentalskulptur praktisch zum Erliegen gekommen. Die romanischen Bildhauer des 11. Jahrhunderts orientierten sich an anderen Bereichen der bildenden Künste, etwa an geschnitzten Elfenbeintafeln, so dass die frühen Skulpturen wie vergrößerte Ausgaben dieser "Kleinkunst" wirken.

Die Portale der Abteikirchen von Moissac, Beaulieu, Vézelay, Conques und Arles wurden dann als Höhepunkte der voll entwickelten Monumentalskulptur vorgestellt. In ihren Tympana dominiert das Motiv von Christus als Herrscher- und Richtergott, der Kreuz, Lanze, Nägel und Dornenkrone nicht wie in der Gotik als "Leidenswerkzeuge", sondern als "arma Christi", als seine "Waffen" präsentiert, mit denen er Sünde und Tod besiegt hat.

Es wurde gezeigt, wie die Romanik dabei Elemente der spätantiken Kaiserikonographie übernommen und auf Christus übertragen hat, um ihn anstelle der Kaiser als Weltenherrscher auszuweisen. Auch die architektonische Form dieser Portale ist antik, nämlich von kaiserzeitlichen Triumphbögen, beeinflusst. Dies gilt in besonderer Weise für St. Trophime in Arles, dessen große Portalanlage in antikisierender Manier Freisäulen, skulptierte Architrave, Bilderfriese und Reliefplatten zu einem eindrucksvollen Bilderbogen der Heilsgeschichte kombiniert.

Das Nibelungenlied - Sage - Epos - Mythos

Am 08.12.2010 hat Bibliotheksdirektorin Dr. Ute Obhof von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe im Rahmen der Stettfelder Abendvorträge über das weltberühmte Nibelungenlied - Schwerpunkt die Karlsruher Handschrift ,C' - berichtet.

Historische Begebenheiten des 5. Jahrhunderts nach Christus, die Zerschlagung des Burgunderreichs im Raum Worms durch die Römer mit Unterstützung hunnischer Hilfstruppen, könnten Anknüpfungspunkte für die Nibelungensage sein. In der Form der Sage wurde der Inhalt in verschiedenen Formen mit entsprechenden Änderungen über Jahrhunderte hinweg mündlich überliefert. Menschliche Eigenschaften wie Gier, Eifersucht, Rache und Hybris bilden den Kern der Geschehnisse. Die Sage bildet eine Art Brücke zur Völkerwanderungszeit. Durch die lange mündliche Überlieferungszeit des Stoffes wirkt der Text des Nibelungenliedes archaisch und ist von Widersprüchen geprägt.

Die schriftliche Fassung des "Nibelungenliedes", die wir lediglich kennen, ist nach herrschender Meinung in der Germanistik um 1200 in der Diözese Passau unter Bischof Wolfger von Erlau entstanden. Die Handschrift ,C' zeichnet sich von vorn bis hinten durch außerordentlich saubere und präzise Schreibweise und einen relativ großen Wortschatz aus, was auf einen einzigen Dichter bzw. Schreiber hindeutet, dessen Name aber nicht genannt wird. Die in der Handschrift ,C' enthaltene Fassung des Nibelungenliedes ist die Version, die vom mittelalterlichen Publikum bevorzugt wurde.

Die Wiederentdeckung des Nibelungenliedes erfolgte in Hohenems in Vorarlberg im Jahre 1755. Die Nibelungenhandschrift ,C', die sich heute in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe befindet, wurde von dem frühen Germanisten und Sammler Joseph von Laßberg (1770-1855) auf dem Wiener Kongress mit Mitteln der Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg gekauft. Aus dem Fürstenberg-Besitz wanderte die Schrift schließlich in die Karlsruher Bibliothek.

Die Handschrift ,A' befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, die Handschrift ,B' wird in der Stiftsbibliothek St. Gallen aufbewahrt. Die meisten Handschriften und Handschriftenfragmente, die wir heute kennen, überliefern die ,C'-Version.