Stettfelder Abendvorträge 2018
Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte der Stettfelder Abendvorträge 2018.
Das Mithräum in Riegel
Am 25. Januar 2018 hielt Frau Dr. Petra Mayer-Reppert vor über 30 Zuhörern einen Vortrag über das römische Mithräum von Riegel am Kaiserstuhl, welches 1932 entdeckt und teilweise ergraben wurde. Dabei trat ein dem persischen Gott des Vertrages, Mithras, gewidmeter Weihestein zu Tage, der den Namen des Stifters, eines gewissen „Victor“, verriet. 1974 wurde der teilweise höhlenartig in die Erde eingetiefte Bau erneut und diesmal komplett ausgegraben. Das nur 40 cm breite, trocken gesetzte Fundament sowie Lehmverputz mit Flechtwerkabdruck, ließen auf eine leichte Fachwerkbauweise mit Tonnengewölbe schließen.
Leider wurde kein steinernes Kultbild aufgefunden – und auch zwei kleine Altäre an den beiden Podiumsseiten des Tempels waren ohne Inschrift. Farbspuren jedoch deuten darauf hin, dass Sie ursprünglich mit Farbe bemalt und beschriftet waren. Es zeigte sich, dass das Mithräum in der zweiten Hälfte des 2. Jh. in Ortsrandlage und in der Nähe eines religiösen Bezirkes sowie eines Gräberfeldes über einem alten Kastellgraben und Töpferöfen errichtet wurde. Tiefgreifende spätere Ein- oder Umbauten konnten nicht festgestellt werden.
Erstaunlich war, was man -trotz der eher bescheidenen Funde- noch aus diesen herausinterpretieren konnte. So gab es die Reste von Räucherkelchen, Schlangengefäßen und wenigen Öllampen, die auf eine dunkle, mystisch-verräucherte Atmosphäre des Kultraums rückschließen lassen. Ein leider leer aufgefundener Krug mit nachträglich eingefügtem Schlitz, diente als Gemeindekasse; Auftrage- und Tafelgeschirr deuten auf Kultmahle im Rahmen des Gottesdiensts hin. Gekocht dafür wurde an anderer Stelle, denn Kochgeschirr fehlte nahezu vollständig. Die Erstausstattung beim Kultgeschirr erfolgte um 180 n. Chr.; aus dieser Zeit fand sich auch die beste Ware aus importierter Terra Sigillata. War ein Nachkauf von Geschirr nötig, so bestand er aus einfacher lokaler Ware - vielleicht ein Zeichen einer gesunkenen Kaufkraft der Gemeinde. Diese existierte nach Ausweis der Keramik noch bis in das erste Drittel des 4. Jahrhunderts! Auffällig war, dass die wertvollste Keramik direkt auf dem rechten Podium neben dem vermuteten Altarbild gefunden wurde. Hier war der Platz des „Pater“ genannten Gemeindevorstehers, der wohl auch im Rahmen eines Mysterienspiels das im Gebäude aufgefundene eiserne Theaterschwert benutzte.
Der lehrreiche Vortrag endete mit dem letzten Befund aus dem zu diesem Zeitpunkt schon längst verlassenen Mithräumsareal: Einem beigabenlosen Kindergrab aus karolingischer Zeit.
Olba im Rauen Kilikien - Tempelstaat zwischen hellenistischer und römischer Herrschaft
Am 22. Februar 2018 hielt Dr. Norbert Kramer aus Heidelberg vor knapp 40 Zuhörern einen Vortrag über das Priesterfürstentum von Olba im Rauen Kilikien (Südtürkei), welches zu den sogenannten „Anatolischen Tempelstaaten“ zählte.
1854 erstmalig forschungsgeschichtlich erwähnt, lagen die Ursprünge des Doppelortes Olba-Diokaisareia in vorhellenistischer Zeit. Damals befand sich ca. 5 km westlich von Olba, die zentrale Kultstätte für den Wettergott Tarhunt. Vor allem durch die Umwandlung des alten einheimischen Kultes in einen Zeuskult und den Bau eines neuen, monumentalen griechischen Tempels für Zeus Olbios im späten 3. Jh. v. Chr., zeigten die Priesterfürsten ihre Fähigkeit, mit den geänderten Verhältnissen umzugehen.
Ausgangspunkt der Hellenisierung, war die nur 30 km entfernte Königsstadt des Seleukos, Seleukia. Die inzwischen dynastischen Priester waren nun die Herrscher von Olba, die sich nicht nur Bauten im griechischen Stile zulegten, sondern auch noch eine entsprechende griechische Gründungslegende und griechische Namen wie Aias oder Teukros.
Ähnliches spielte sich dann noch einmal in römischer Zeit ab, als die regionalen Machthaber um die Zeitenwende eine neue Stadt mit neuen Straßen und Podiumstempel um das Heiligtum herum gründeten, die schon durch ihren Namen „Diokaisareia“ eine Huldigung an den Kaiser in Rom darstellte. Durch derartige Strategien gelang es den olbischen Priesterherrschern, die sich laut Auskunft der örtlichen Münzprägungen im Laufe des 1. Jh. den Titel „Basileos“ = (Klientel-) König zulegten, ihr Gebiet bis in die zweite Hälfte des 1. Jh. hinein vor einer direkten römischen Herrschaft zu bewahren.
Die Entstehung der römischen Provinzen an Rhein und oberer Donau
Am 13. März 2018 hielt Prof. Markus Scholz von der Universität Frankfurt vor über 60 Zuhörern einen Vortrag über das Werden der römischen Provinzen in unserem Raum. Nach der Eroberung Roms durch den keltischen König Brennus und den verlustreichen Kimbern- und Teutonenkriegen, gab es auf römischer Seite eine latente Furcht vor diesen Völkern. So besiegte Caesar im Gallischen Kriege nicht nur die Kelten, sondern auch den Germanenkönig Ariovist, was seinen Ruhm zusätzlich mehrte.
Unter den Statthalterschaften des Marcus Agrippa in Gallien; um 40 und 20 v. Chr., wurden verstärkt Verwaltungsstrukturen und das Straßennetz ausgebaut. Der Gründung des Legionslagers in Nijmegen folgten weitere Truppenverstärkungen und diesen wiederum Händler und Handwerker. In unserem Gebiet lassen sich in der zweiten Hälfte des 1. Jh. v. Christus nahezu keine keltischen Fundstellen mehr nachweisen. Pollenanalysen zufolge muss aber weiterhin eine kontinuierliche Besiedlung existiert haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Fund der Straßenstation von Westheim in der Pfalz, welche Ende des 2. Jahrzehnts v. Chr. geschleift wurde. Hier konnten Funde sowohl mit römischem, gallo-römischem, keltischem und germanischem Hintergrund gemacht werden - was auf einen gewissen Kulturaustausch der verschiedenen Bevölkerungsgruppen rückschließen lässt. Es folgten eine Reihe von Feldzügen: der Alpenfeldzug des Drusus und des Tiberius 16/15 v. Chr.; 12-9 v. Chr. drang Drusus in linksrheinisches Gebiet vor, was letztendlich für ihn fatal war: Er fiel vom Pferd und starb bald darauf. Ihm zu Ehren wurde in Mainz ein Kenotaph (Leergrab) errichtet, der heutige „Eigelstein“. Die durch seinen Bruder Tiberius fortgesetzten Eroberungen waren nur punktuell und reichten nie geschlossen bis zur vorgesehenen Elbegrenze. Erste rechtsrheinische stadtähnliche Ansiedlungen wurden nach der Niederlage des Varus, spätestens aber bis 16. Chr., unfertig geräumt.
19 n. Chr. ist bereits von gallischen und germanischen Stammesverwaltungseinheiten (Civitates) die Rede, die einen Landtag (Concilium) hatten. Auch gab es mit der Ara Ubiorum in Köln einen politischen Zentralort für den Kaiserkult. Ab 30/40 n. Chr., sind im Mittelrheingebiet wieder kontinuierliche rechtsrheinische Befestigungen fassbar; ebenso werden gegenüber den linksrheinischen römischen Militäranlagen in der Gegend von Groß-Gerau, Ladenburg und Kehl gezielt elbgermanische Bevölkerungsteile angesiedelt, welche im Auftrag Roms das Grenzvorfeld bewachen sollten. Es folgten gegen 80 n. Chr. erste Limesabschnitte in der Wetterau und um 100 n. Chr. der Bau des Neckar-Odenwald-Limes, welcher unter Antoninus Pius um 160 erneut vorverlegt wurde. Eine echte Provinzeinteilung und die Verleihung der Lex Proviciae für Ober- und Niedergermanien erfolgte erst gegen 90. n. Chr. Die Worte des Tacitus „Tam diu Germania vincitur?“, „wie lange wirst du schon besiegt, Germanien?“, behalten auch für die nächsten Jahrhunderte ihre Gültigkeit – ein echter Masterplan zur völligen Unterwerfung Germaniens hatte anscheinend nie existiert.
Mit diesem Resümee von Prof. Scholz endete die Vortragssaison 2017/18. Allerdings konnte der Vereinsvorsitzende Helmut Dörflinger schon eine facettenreiche Abendvortragsreihe für 2018/19 ankündigen. Wir dürfen also gespannt sein!
Die Juden im römischen Reich
An einer Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Bildungswerk der Seelsorgeeinheit Ubstadt-Weiher, hielt Frau Ute Schall am 23. Oktober 2018 vor knapp 80 Zuhörern einem Vortrag über die Juden im Imperium Romanum.
Gekennzeichnet war diese Geschichte entweder durch die Herrschaft fremder, oft nichtjüdischer Dynastien oder durch Neid, Streit und Mord innerhalb der königlichen Familien. So wurden die im 2. Jh. v. Chr. regierenden hellenistischen Seleukiden, welche die Juden zwangen, den jeweiligen Herrscher anzubeten, im Aufstand des Judas Maccabäus hinweggefegt. Selbiger gründete seine eigene Dynastie, wobei die Römer die Unabhängigkeit derselben gegen Abgaben garantierte. Im Jahre 63 v. Chr. marschierte der römische Feldherr Pompeius anlässlich eines Thronstreites innerhalb der Herrscherfamilie in Judäa ein, um den Thronanwärter Hyrkan zu unterstützen und betrat dabei das Allerheiligste des Tempels – ein für die Juden unverzeihliches Sakrileg. Doch es sollte noch schlimmer kommen, denn nur wenige Jahre später plünderte der römische Feldherr Crassus den Tempel, um Geld für seinen Feldzug gegen die Parther zu bekommen. Seine Niederlage gegen diese, wurde von frommen Juden folglich als eine gerechte Strafe angesehen.
Die nächsten Jahre sind weiterhin durch Familienintrigen bestimmt: Als der siegreiche Thronanwärter Herodes seinen Antrittsbesuch im Rom macht, bittet er seinen Schwager Joachim über die Keuschheit seiner Frau Mariamne zu wachen. Zumindest gerüchteweise, konnte der Schwager aber selbst die Finger nicht von seiner Schwägerin lassen – was ihm und Mariamne nach der Rückkehr des Herodes den Kopf kostete. Selbst seinen Sohn aus erster Ehe, Antipater, lässt er als möglichen Konkurrenten hinrichten. All diese Taten machten ihn beim Volke nicht gerade beliebt, zumal seine Vorfahren „nur“ konvertierte Juden waren. Um also mehr Akzeptanz zu gewinnen, ließ Herodes um 20. v. Chr. einen neuen und überaus prächtigen Tempel errichten, der erst 64 n. Chr. fertiggestellt wurde. Wenig überraschend, kommt es nach dem Tode des Herodes wieder zu Streitigkeiten unter seinen potentiellen Nachfolgern. Diesmal hat die Schutzmacht Rom allerdings genug: im Jahre 6. n. Chr. wird Judäa zu einer römischen Provinz umgewandelt.
Danach blieb es dort lange Jahre ruhig – bis zur Fertigstellung des Tempels. Durch Beendigung dieses gigantischen Bauprojektes kam es schlagartig zu einer hohen Arbeitslosigkeit, die – verbunden mit einem harten Regiment des römischen Statthalters - im Jahre 66 zu einem Aufstand gegen die römische Fremdherrschaft führte. Rom schickte seinen erfahrenen Feldherrn und späteren Kaiser Vespasian zur Niederschlagung des Aufstandes nach Judäa. Unter dem Befehl seines Sohnes Titus, wurde die Rebellion schließlich niedergeschlagen, der Tempel geplündert und niedergebrannt und als letzte Bastion des Widerstands die Festung Masada genommen. Überliefert wurde uns die Geschichte des „Jüdischen Krieges“ durch den Chronisten Flavius Josephus. Dieser war jüdischer Kommandant der von den Römern eroberten Festung Jotapata und geriet dort in Kriegsgefangenschaft. Dank seiner richtigen Vorhersage, Vespasian würde römischer Kaiser werden, wurde er verschont und konnte uns wichtige Informationen zu diesem Aufstand geben.
Aber trotz der Zerstörung Jerusalems und einem römischen Strafgericht, gab es noch immer Juden in Judäa. Diese hatten nichts von ihrer rebellischen Haltung abgelegt und so kam es 115 n. Chr. zu vereinzelten schweren Unruhen in der Levante. Die Juden rüsteten heimlich gegen die Römer und im Jahre 132 entfachte ein gewisser Bar Kochba, der von vielen Juden als Messias angesehen wurde, einen erneuten brutalen Aufstand, der erst nach vielen Mühen 135 n Chr. von den Römern blutig niedergeschlagen werden konnte. Aus Jerusalem wurde nun Aelia Capitolina und Juden war der Zutritt unter Todesstrafe verboten. Nur an einem einzigen Tag im Jahr erhielten sie Zugang in die Stadt – und auch nur zur Klagemauer. Ansonsten wurden sie in alle Ecken des Imperiums verstreut; aus Judäa wurde Palästina. Und doch ist die Geschichte immer wieder für Überraschungen gut: Das große Imperium der Römer existiert nicht mehr und wird wohl auch niemals mehr neu erstehen. Der Staat der Juden hingegen, wurde nach fast 1800 Jahren neu gegründet und gab zahlreichen, in der Diaspora verstreuten Juden eine neue (alte) Heimat.
Ein Lob auf den Hintern… Hinter(n)gründige Gedanken und Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte eines markanten Körperteils…
Am 15.11.2018 hielt vor über 30 Zuhörern Herr Prof. Josef Walch aus Reilingen einen Vortrag, der alleine schon durch seinen Titel „Ein Lob auf den Hintern... Hinter(n)gründige Gedanken und Bilder zur Kunst- und Kulturgeschichte eines markanten Körperteils...“ lockte.
Dabei war es erstaunlich, wie viele Künstler, Musiker und Wissenschaftler sich mehr oder weniger direkt mit unserer „Sitzfläche“ beschäftigten. Angefangen bei unseren Vorfahren aus der Altsteinzeit, die die berühmte Figur der Venus von Willendorf mit einem prallen Fettsteißgesäß schufen, über die Darstellungen der drei antiken Grazien, die wiederum die Maler der Renaissance wie Raffael und Lucas Cranach den Älteren inspirierten, bis hin zu den barocken Formen eines Rubens.
Vom Reformator Luther stammt der Spruch, dass aus einem traurigen „Gesäß“ kein fröhlicher Furz stammen könne und auch das Zitat des Götz von Berlichingen war nahezu allen Anwesenden bekannt. Der Kanon von Mozart „Leck mich im A….“, der vom Vortragenden sogar vertont präsentiert wurde, war trotz des gewagten Titels durchaus angenehm anzuhören. Überhaupt, die Sprüche: „Jemanden in den Allerwertesten kriechen“, „am A…sein“ - oder der unvergessene Satz Joschka Fischers an den Bundestagspräsidenten: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein A….“.
Auch auf Postkarten tauchte unsere Kehrseite auf: auf patriotischen wilhelminischen Postkarten wurde dem Feind (meist Engländer, Franzose oder Russe) der nackte Hintern versohlt und erotische Karten präsentierten fein drapierte Kehrseiten für den geneigten Empfänger. Die letzte Entwicklung ist dann die Künstlerkarte, bzw. die hochwertige Aktfotografie – repräsentiert durch Namen wie Klaus Staeck oder Man Ray.
Es gab noch viele weitere Gebiete, die sich mit dem Hintern beschäftigten: Die Mode, die diesen mit Stoffteilen extra betonte oder ihn einfach unbedeckt ließ; die in Deutschland wohl berühmteste Form der Tätowierung, das A…-Geweih oder auch die Werbung, die das wohl geformte Hinterteil als Blickfang nutzt. Der Referent hätte seinen Vortrag durchaus noch um die doppelte Zeit ausdehnen können, um alle Themen zu behandeln, die mit dem Vortragstitel in Verbindung zu bringen sind. Beeindruckt von der enormen Wichtigkeit eines Körperteils, welches sein Dasein doch eher auf der Schattenseite des Lebens fristet, konnten die Zuhörer schließlich den sicherlich nicht am „anus mundi“ gelegenen Vortragsort mit vielen neuen Informationen und Erkenntnissen verlassen.
Am Bruhrain - Natur- und kulturgeschichtliche Eindrücke aus einer geschichtlich alten Region
Am 06.12.2018 führte unser Mitglied Jürgen Alberti die 35 Zuhörer seines Vortrages in die Kultur- und Naturgeschichte unseres näheren Heimatgebietes, des Bruhrains, ein.
Direkt vor der Haustür gelegen, kennen doch die wenigsten Zuhörer die wunderschönen Jugendstilbauten Hockenheims. Neben der Realschule, glänzt hier besonders die St. Georg-Kirche mit einer prächtigen Ausstattung aus dieser Epoche. Die Stadt Waghäusel besitzt mit Schloss, Eremitage und den Kavaliershäusern ebenfalls ein Kleinod, welches restauriert in neuem Glanze erstrahlt. Die Silotürme der 1836 gegründeten Zuckerfabrik trüben zwar noch den Gesamteindruck – allerdings gäbe es ohne diese ein zweites Highlight vor Ort nicht: die Klärteiche der Fabrik, welche durch ihren Nährstoffreichtum ein Paradies für seltene Vögel aller Arten bieten. Mit etwas Glück kann man dort den Kormoran, Eisvogel oder den Rotschenkel erblicken, wie uns Jürgen Alberti anhand seiner Fotografien bewies. Das in der Nähe gelegene und nach den hier in der Vergangenheit mehrfach durchgezogenen französischen Soldaten „Klein Frankreich“ genannte und extrem trockene Naturschutzgebiet, wartet mit der Großen Kaiserwespe oder dem Roten Sauerampfer auf – Tieren und Pflanzen, die durch die momentane Klimaerwärmung sogar noch profitieren.
Der Ortsteil Kirrlach wiederum kann mit einem seltenen flämischen Schnitzaltar aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts glänzen, welcher 1802 durch einen ortsansässigen Gastwirt für gerade einmal 10 Gulden bei der Säkularisation des Augustinerklosters in Wiesloch erworben wurde. Es dauerte eine lange Zeit, bis der Altar nach einem Irrweg und einer gründlichen Restaurierung endlich 1904 seinen festen Platz in der Pfarrkirche „St. Kornelius und Cyprian“ fand und zu deren Schmuckstück wurde. Weiter südlich kann Stutensee mit seinem Schloss und dem wunderschönen Baumbestand überzeugen, in welchem sich die Hirschkäfer inzwischen pudelwohl fühlen. Gewässerte Wiesen werden durch die Zufuhr des Wassers für die Fütterung des Viehbestandes interessant und gleichzeitig durch die enthaltenen Schwebstoffe maßvoll gedüngt, so dass sich auch hier eine wundervolle neue Flora und Fauna entwickeln konnte. Die artenreiche Landschaft am Altrhein in Philippsburg mit Kröten, Feuerlibellen, Wassernuss oder Wasserschlauch ist hingegen noch ein Relikt des einstmals ursprünglichen Feuchtauengebietes.
Ein Abstecher zu den Jurawiesen zwischen Mingolsheim, Malsch und Langenbrücken läutete das nahe Ende des Vortrages ein. Dennoch gab es auch hier noch einmal faszinierende Bilder und Geschichten – wie die des Bläulings, dessen Larve räuberisch in einem Wiesenameisennest lebt, bevor sie sich im April verpuppt und im Juli zu einem schönen Schmetterling entwickelt. Etwas melancholisch wurde es dann auch noch, denn die Bilder von einer großen Schwalbenschar in den alten Scheunen dürften durch Umnutzung dieser Bauten und starken Insektizideinsatz schon der Vergangenheit angehören. Jedenfalls konnte Jürgen Alberti die zahlreichen Zuhörer wieder einmal davon überzeugen, dass das Gute eigentlich so nah liegt!