Stettfelder Abendvorträge 2005

Dieser Seite entnehmen Sie bitte die Berichte der Stettfelder Abendvorträge sowie Berichte über weitere Veranstaltungen des Freundeskreises Römermuseum Stettfeld aus 2005.

Wasserleitungen in der Antike - Schwerpunkt Römisches Reich

Vortrag am 26.01.2005 von Birgit Regner-Kamlah aus Bruchsal.

Für die Nichttechniker hat die Vortragende sehr anschaulich zuerst Fachausdrücke wie z. B. Hydrologie, Hydraulik, Hydrotechnik, Freispiegelleitung, Druckleitung und kommunizierende Röhren anhand von vielen, auch historischen Grafiken, Fotos und Skizzen erläutert, um dann in die Geschichte der Wasserversorgung einzusteigen.

Bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. wurden in Ägypten, Mesopotamien und am Indus Kanäle, Deiche und Schöpfwerke angelegt. Im 3. Jahrtausend v. Chr. begann mit der Entwicklung von stadtähnlichen Siedlungen die kommunale Wasserversorgung durch Zisternen und Brunnen. In Griechenland wurde ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. Quellwasser in Ton- oder Steinrohren zu den öffentlichen Brunnen in den Städten geführt. Naturphilosophen wie Thales von Milet, Platon und Aristoteles beschrieben den Wasserkreislauf (Hydrologie) und Archimedes von Syrakus befasste sich als Erster mathematisch-physikalisch mit der Hydraulik, dem Verhalten von Wasser. Die Erkenntnisse wurden aber nicht in die Praxis umgesetzt. Der griechische Wasserbauingenieur verließ sich hingegen auf seine Erfahrung aus Erfolg und Misserfolg. So entstanden ganz hervorragende hydrotechnische Anlagen wie z.B. die Wasserversorgung der Stadt Pergamon.

Das Wissen der römischen Baumeister setzte auf den Erfahrungen der Griechen und Etrusker auf. Bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. erreichte die römische Hydrotechnik ihren höchsten Stand. Ein Wegbereiter der fortschrittlichen Wasserversorgung war Vitruv (1. Jhdt. v. Chr.), der in seinem 10bändigen Werk "De architectura libri decem" unter anderem sehr ausführlich über die Wasserbautechnik der damaligen Zeit schreibt.

Zum Beispiel berichtet auch Sextus Julius Frontinus, der von 97-103 n. Chr. in Rom Wassermeister (curator aquarum) war, in "De aquaeductu urbis romae" ausführlich über die Wasserversorgung der Stadt Rom.. Mit einem Personal von 700 Leuten hielt er die Wasserleitungen in und außerhalb der Stadt in Ordnung. Er war zuständig für die gerechte Verteilung des Wassers, für Fragen des Wasserrechts und nur dem Kaiser allein verantwortlich.

Nicht nur in Rom wurden Wasserleitungen gebaut. Überall im römischen Reich finden sich heute noch beeindruckende Reste der römischen Wasserleitungen. Die bekannteste Aquäduktbrücke ist wohl die Pont du Gard bei Nîmes, die in einer Höhe von 50 Metern ein Tal überquert. Andere noch vorhandene Bauwerke finden sich auch nördlich der Alpen, wie die Wasserversorgung der Stadt Mainz oder die Eifelwasserleitung für die römische Stadt Köln, die mit einer Länge von 98 km zu den längsten bekannten römischen Wasserleitungen zählt.

Dass die Römer nicht nur exzellente Ingenieure waren, sondern auch wirtschaftliche Betrachtungen in die Planung einer Wasserleitung einbrachten, haben Mitarbeiter der TH Aachen herausgefunden. Es wurde folgendermaßen gerechnet: 27,4 Manntage pro fertigen Meter Kanal, 43,3 Manntage pro Meter Tunnelbau und 85,2 Manntage pro Meter Aquädukt. Eine Talumfahrung mit einem Kanal wurde also teurer als ein Aquädukt, wenn der Kanal dreimal länger als die eventuelle Bogenbrücke wurde.

Eine Spezialität waren Talüberquerungen durch Druckleitungen. Bis zu 160 Meter tiefe Täler konnten auf diese Weise mit geringem Druckverlust überquert werden. Das Wasser wurde in bis zu zwölf nebeneinander liegenden Rohren aus Blei geführt. Der Materialaufwand war erheblich. Für eine der Wasserleitungen nach Lyon wurden vier Druckwasserleitungen gebaut, für die 35 bis 40 Tsd. Tonnen Blei verarbeitet wurden.

Viele weitere Beispiele und interessante technische Daten, zusammen mit entsprechendem Bildmaterial, führten uns weiter durch die römische Wasserwelt.

Etwa 500 Liter Wasser wurden für den privaten Verbrauch und die öffentlichen Thermen in Rom täglich pro Kopf verbraucht. Heute liegt der tägliche Wasserverbrauch in Deutschland im Schnitt bei 150 l pro Person. Der einfache Grund dafür ist, dass wir heute mit einem Wasserhahn den Fluss des Wassers regulieren und auch abstellen können. In der Antike lief das Wasser ständig durch die Leitungen, ob es gerade gebraucht wurde oder nicht.

Dein Nachbar - der Römer

Vortrag am 09.02.2005 von Dr. Rosmarie Günther aus Mannheim.

Der Vortrag befasste sich mit Sitten und Gebräuchen im römisch besetzten Germanien der frühen Kaiserzeit. Das betrachtete Gebiet wurde geographisch in etwa durch Schwarzenacker im Westen, Mainz im Norden, Stuttgart im Süden und den Limes im Osten begrenzt. Als Leitfigur und repräsentativer Vertreter der römischen Besatzer in unserem Raum diente ein römischer Legionär aus Oberitalien. Er hielt sich in Britannien und Germanien auf und starb als Veteran in Mainz. Er führte in der Zeit nach der römischen Eroberung in römisches Lagerleben in den Kastellen und Vici ein und zeigte die gegenseitige Beeinflussung von keltisch-germanischem und römischem Kulturgut. In allen Lebensbereichen fand diese Kulturvermischung ihren Niederschlag: in der Landwirtschaft, dem Handel, dem Handwerk, dem Wohnungsbau, der Kleidung und der Sozialstruktur. Am ausgeprägtesten wurde die gegenseitige Durchdringung im Kontext der Religion wahrgenommen. Z.B. fand der römische Merkur als Visuccio im Norden Anerkennung, während die keltische Pferdegöttin Epona bis nach Rom gelangte. Ein ganz eigenes Monument wurde in den germanischen Provinzen entwickelt: die so genannten Jupitergigantensäulen mit den römischen Göttern an der Basis und einem reitenden Jupiter an der Spitze.

Besonders lebhaft wurde der in Stettfeld gefundene Vierwegegöttinnenstein, der heute im Reiß-Museum in Mannheim steht, diskutiert und eine dem Auditorium neue Deutung vorgestellt.

Die Vortragende hat ihre Informationen sehr anschaulich durch viele Lichtbilder und Folien unterstützt und damit eine Zeit lebendig werden lassen, die die Entwicklung unseres Raums nachhaltig beeinflusst hat. Sie hat die besondere Struktur des römischen Weltreiches und seiner Provinzen mit durch ihre Leistung und nicht durch ihre Herkunft profilierten Bürgern der unterschiedlichsten Rassen deutlich gemacht.

Pompeji - Ausstellung

Im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim - Ausflug am 19.02.2005.

Die exklusive Führung für unsere Gruppe von 15 Personen war auch für ausgewiesene Pompeji-Kenner eine Bereicherung. Sie konfrontierte uns mit den eigentlich unvermeidlichen und dennoch nicht rechtzeitig erkannten Ursachen des gewaltigen Ausbruchs des Vesuvs am 24. und 25. August des Jahres 79 n. Chr. Der Vulkan war seit Menschengedenken nicht mehr tätig, die Bewohner der fruchtbaren Gegend waren sich nicht über die latente Gefahr im Klaren, die sich durch ständige Häufung von Erdbeben andeutete. Schließlich hatte 17 Jahre zuvor ein solches Erdbeben Pompeji weitgehend zerstört. Doch die Bewohner bauten ihre Stadt unverdrossen an gleicher Stelle nur wenige Kilometer vom Vulkan entfernt noch schöner und noch größer wieder auf.

Damit lässt sich erklären, warum rund 2000 Einwohner von den ursprünglich 20000 Pompejanern keine Chance hatten, dem Inferno zu entfliehen. Sie wurden von Asche, Schlamm und giftigen Gasen getötet und in ihrem Todeskampf auf schaurige Weise "konserviert". Archäologen haben die Hohlräume, in denen die Opfer des Ausbruchs verwest waren, mit Gips ausgegossen. Solche Gipsfiguren und weitere Zeugnisse des Verderbens wurden neben den bekannten Fresken, Dingen des täglichen Gebrauchs, Schmuck und militärischer Ausrüstung zusammen mit eindrucksvollen Bildern der ausgegrabenen Stadt, der Landschaft und des Vesuvs gezeigt und plausibel erklärt.

Auch der Untergang von Herkulaneum, der Nachbarstadt von Pompeji, war ausführlich dokumentiert. Hier hatte ein Strom glühender Lava den Ort unter einer 20m hohen Tuffschicht begraben. Wegen der größeren Entfernung zum Vesuv konnten sich aber mehr Bewohner retten als in Pompeji.
Erst 1748 wurde Pompeji wieder entdeckt und mit Herkulaneum bis heute nahezu freigelegt.

Neue Forschungen am mittleren Odenwaldlimes - der Kastellvicus von Schloßau

Vortrag am 23.02.2005 von Dr. Britta Rabold, Mannheim.

Seit Mai 2003 wird vom Landesdenkmalamt Karlsruhe in Mudau-Schloßau am so genannten Odenwaldlimes wegen akuter Gefährdung durch ein Neubaugebiet ausgegraben. Ziel ist, über den zivilen Teil der ehemaligen römischen Garnison, den Kastellvicus von Schloßau fundierten Aufschluss zu erhalten.

Das ehemalige Numeruskastell Schloßau ist Teil des ca. 70km langen Odenwaldlimes, der Anfang des 2. Jhdt. n. Chr. errichtet und nach 50 Jahren Sicherungsaufgaben zu Gunsten einer weiter östlich verlaufenden Limeslinie aufgegeben wurde. Es wurde bereits Ende des 19. Jhdt. zusammen mit einer außerhalb gelegenen Badanlage durch den Buchener Altertumsverein und die Reichs-Limes-Kommission genauer untersucht. Anhand von Inschriften und Ziegelstempeln ließ sich nachweisen, dass der Numerus zur XXII. Legion aus Mainz gehörte.

Das Lagerdorf (Kastellvicus) wurde durch die neuen Grabungen entgegen ursprünglichen Annahmen am südöstlichen Rand des Kastells lokalisiert. Man fand Zeugnisse von reger handwerklicher Tätigkeit. Vor allem ein Töpfereibetrieb mit 4 kleineren und einem großen Ofen stellte sowohl Töpfe als auch Bauziegel her. Weitere Öfen ließen sich eher dem Kochen oder Backen zuordnen und gehörten zu so genannten Streifenhäusern.

Die Entdeckung der besonders breiten gepflasterten Ausfallstraße des Kastells stellte eine kleine Sensation dar, bestand sie doch innerhalb des Ortes aus der eigentlichen Straße für die Fuhrwerke und Reiter mit Säumung auf beiden Seiten durch breite Bankette, deren seinerzeitige Nutzung noch unklar ist.

Nach den jüngsten Erkenntnissen gab es in Schloßau drei Bauphasen. Zunächst wurden das Kastell, das Bad und die Straße gebaut. Dann folgten die Streifenhäuser und um 150 n. Chr. nach Abzug der Garnison eine dritte Nutzungsphase, als neue Siedler den zum Teil verlassenen vicus neu besiedelten.

Die gut erhaltenen Funde, die auch in diesem Jahr fortzusetzenden Grabungen und die folgenden wissenschaftlichen Auswertungen versprechen weiteren Aufschluss über das zivile Leben im Umkreis der Kastelle des Odenwaldlimes.

Der perfekte Powerpoint-Vortrag machte auf die Zuhörer so großen Eindruck, dass der Freundeskreis Frau Dr. Rabold gebeten hat, im Sommerhalbjahr einmal eine Exklusivführung in Schloßau zu veranstalten.

Christian Thran - ein Reisender im 18. Jahrhundert

Vortrag am 02.03.2005 von Dr. Peter Knötzele, Mannheim.

Schon im 18. Jahrhundert gab es großes Interesse der Feudalherrscher an Exotischem aus aller Herren Länder - so auch bei August dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Er rüstete 1731 eine Expedition aus, um aus Afrika und möglicherweise aus Indien exotische Pflanzen und Tiere und was es sonst noch gab zu importieren. Auch Karl Wilhelm, Markgraf von Baden-Durlach und Begründer der Stadt Karlsruhe war an dieser Expedition interessiert. Er schickte seinen Hofgärtner Christian Thran, von Geburt Däne, am 14. November 1731 mit auf die Reise. Aus den Aufzeichnungen von Chr. Thran, die erst bei einer Auktion im 20. Jhdt. wieder entdeckt wurden und sich im Generallandesarchiv in Karlsruhe befinden, weiß man Genaueres über den Ablauf der Expedition unter Leitung von Johann E. Hebenstreit aus Leipzig.

Der Weg führte von Dresden nach Frankfurt und Karlsruhe, wo Thran sich der Expedition aus insgesamt 6 Personen anschloss. Die Reise führte über Rastatt nach Straßburg und Basel. In Augst bewunderte man die römischen Ruinen. Weiter ging es nach Avenches und Solothurn, nach Genf und Lyon. Eine weitere archäologisch wichtige Station war Orange, wo der Triumphbogen gerade in den ursprünglich römischen Zustand zurückgebaut wurde.

Gegen Ende 1731 erreichte man schließlich Marseille, wo man sich nach einem längeren Aufenthalt schließlich nach Nordafrika einschiffte. Die Schiffsreise war sehr abenteuerlich. Erst nach 3 Wochen landete man in Algier. Nach der üblichen zeitaufwendigen Begrüßung am Hof des Beys, der sich gerade vom Osmanischen Reich gelöst hatte, mussten sie noch 4 Monate warten, bis sie von Soldaten eskortiert endlich ins Landesinnere nach Milania und Medea, ehemaligen römischen Siedlungen, aufbrechen konnten.

Wegen akuter Kriegsgefahr konnten sie ihren Aufenthalt in Algier nicht fortsetzen und reisten weiter nach Tunesien. Dort konnten sie die an der Küste gelegenen Sehenswürdigkeiten vor allem aus römischer Zeit sowie die Reste von Karthago besichtigen. Die Reise ins Landesinnere wurde ihnen wegen akuter Gefährdung durch die Mauren verwehrt.

Ein Teil der Expedition mit Hebenstreit und Thran reiste per Schiff weiter ins heutige Tripolis und in die römische Ruinenstadt Leptis Magna. Sie ist als Geburtsstadt von Kaiser Septimus Severus bekannt und war im 18. Jhdt. trotz Jahrhunderte langer Nutzung als Steinbruch für die umliegenden Ortschaften und Tripolis noch immer sehr eindrucksvoll. Die falsch konstruierte Hafenanlage führte zur Versandung und zur Aufgabe der Siedlung im 4. Jhdt..

Die Fahrt ging weiter über die Insel Lampedusa nach Malta, die man nach einigen Schwierigkeiten und langer Quarantäne besichtigen durfte.

Schließlich kehrte man nach Tunis zurück, vereinigte sich wieder mit dem Rest der Expedition und erhielt nun die Erlaubnis, auch ins Landesinnere vorzustoßen. Beeindruckend war u.a. der Ort El Djem (röm. Thysdrus) mit der Ruine eines römischen Theaters für 40000 Besucher, dem größten in ganz Nordafrika.

Das Ende der Expedition war gekommen, als im April 1733 die Nachricht vom Tod Augusts des Starken eintraf. Man reiste wieder nach Marseille zurück, wählte diesmal die Route über Arles und Nîmes, um sich dort die reichhaltigen Altertümer anzuschauen. Im September 1733 war für Chr. Thran die Reise in Karlsruhe zu Ende. Sie hatte in knapp 3 Jahren zu einer großen wissenschaftlichen Ausbeute geführt, die den Beteiligten zu Ruhm und Ehren verhalf. Dr. Knötzele hat mit vielen Dias geholfen, die Reise für die Zuhörer eindrucksvoll nachvollziehbar zu machen.

Die Römer und der Philatelistentag in Bruchsal

Aus Anlass des 106. Deutschen Philatelistentags im Bürgerzentrum in Bruchsal vom 23. bis 25.09.2005 war der Freundeskreis Römermuseum Stettfeld eingeladen, am kulturellen Begleitprogramm mitzuwirken. Wir haben einen Infostand im Bürgerzentrum und einen Ausflug ins Römermuseum mit Weinprobe beigesteuert. In einer professionellen Festschrift mit Programm finden sich ausführliche Hinweise auf unseren Programmteil und ein Aufsatz über die Geschichte der römischen Funde in Stettfeld und das Museum.

Neben einem originalen Maybach-Oldtimer von 1934 aus dem Sinsheimer Technikmuseum haben wir zusammen mit dem Bruchsaler Schlossmuseum während der drei Tage die Besucher über unser kulturelles Erbe aus der Römerzeit informiert. Zwei große Vitrinen aus dem Bruchsaler Schloss, hauptsächlich mit römischen Fundstücken aus Stettfeld bestückt, bildeten einen schönen Kontrast zu Poster-Informationen des Freundeskreises über unser Museum und die in 2003 entdeckte Villa "In den Hecken". In interessanten Gesprächen am Rande erfuhren wir, dass unser Museum einigen Besuchern schon gut bekannt war. Einer erzählte von einer eindrucksvollen Weinprobe bei Hafners mit kombinierter Führung durchs Museum. Andere wollten unbedingt diese Erfahrung anlässlich der von uns für den 24.09. avisierten Besichtigung des Museums mit Weinprobe diesmal im Museum selber machen. Und wieder Andere versprachen, dass sie bei ihrem nächsten Besuch unserer Gegend auf jeden Fall Stettfeld und dem Museum einen Besuch abstatten wollten. Andere, die uns aus Zeitgründen nicht erreichen konnten, finden in der Festschrift genügend Erinnerung an Stettfeld und sein Museum.

Die Führung durch das Römermuseum mit dem Ehepaar Schimmelpfennig und die anschließende Weinprobe mit Frau Hafner vom gleichnamigen Weingut fand am Samstag, dem 24.09.05 statt.

Die 20 Teilnehmer wurden mit einem Bus der ehemaligen Kraftpost standesgemäß nach Stettfeld befördert. Hier begann um 16.00 Uhr der Aufenthalt mit einer knapp einstündigen Führung, die sich im Hinblick auf die darauf folgenden Ereignisse und die relativ begrenzte Zeit von knapp 2 Stunden auf sehr anschaulich präsentierte Schwerpunkte beschränkte. Aber trotz der Zeitbeschränkung waren die Besucher vom Museum, seinen Exponaten und der sachkundigen Führung sehr angetan.

Die anschließende Weinprobe, die Frau Hafner zur Freude der Teilnehmer durch weise und erheiternde Sprüche würzte, versetzte die Philatelisten in so gehobene Stimmung, dass die Rückfahrt mit dem Postbus zum Festabend im Bürgerzentrum nur verspätet angetreten werden konnte.

Jahresausflug am 09.10.2005 nach Koblenz und Ahrweiler

Am Sonntag, dem 9. Oktober 2005 fand die jährliche Bus-Exkursion der Römerfreunde statt. Ziel waren diesmal die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz und der Wein- und Kurort Ahrweiler.

Die ehemals preußische Festung Ehrenbreitstein entstand in ihrer heutigen Form 1817. Spuren einer früheren Burganlage lassen sich bis 1129 zurückverfolgen. Die Besiedlung der heutigen Festungshöhe lässt sich durch neue Funde bis 4000 v. Chr. nachweisen. Durch glückliche Umstände und durch die Intervention amerikanischer und britischer Militärs blieb die Anlage nach dem Zweiten Weltkrieg vor der kompletten Zerstörung bewahrt. Mittlerweile beherbergt die Festung unter anderem mehrere Museen. Eines davon ist das Landesmuseum Koblenz, das unter dem Arbeitstitel "Geborgene Schätze" Funde der Archäologie an Mittelrhein und Mosel ausstellt. Die römische Abteilung gibt durch exklusive und hervorragend präsentierte Fundstücke einen ausgezeichneten Überblick über 500 Jahre gallo-römischen Lebens in dieser Region.

Der zweite Teil der Exkursion begann nach dem Mittagessen in Ahrweiler mit der Römervilla am Silberberg.

Die Villa wurde 1980 beim Neubau der B 267 entdeckt und dann, nach Verlegung der Straßenführung, über zehn Jahre von den Archäologen ausgegraben. Durch einen Bergrutsch im 5.Jh.n.Chr. war die damals schon aufgegebene Anlage verschüttet worden. Ein Glücksfall für die Archäologie, denn so wurden Wandmalereien in ihrer ursprünglichen Farbenpracht erhalten. Außerdem waren die Gebäude vorm Abtragen für andere Bauvorhaben geschützt. Die Villa gehört wegen ihres sehr guten Erhaltungszustandes zu den aussagekräftigsten römischen Anwesen nördlich der Alpen. Das Hauptgebäude hatte mit dem Badgebäude eine Länge von 75 m und eine Tiefe von 20m, mit dem Wirtschaftshof über 25m. Heute ist die Ruine der Villa mit einer freitragenden Holzkonstruktion überdacht und ermöglicht damit dem Besucher bei jeder Wetterlage einen ungestörten Einblick. Beim Gang durch das Herrenhaus und das anschließende Bad kann man so manches Baudetail studieren. Hypokaustheizung, Küchenherd mit Backofen, Wasserleitung und sogar die Spuren eines Schiebefensters setzen die Besucher in Erstaunen. Zwei sachkundige Führer nahmen sich der Römerfreunde an und führten über eine Stunde durch die Anlage und erzählten Wissenswertes aus 700 Jahren Besiedlungsgeschichte.

Ein kleiner Hinweis für diejenigen, die die Fahrt nachempfinden wollen: Das Landesmuseum Koblenz ist von Mitte November bis Mitte März geschlossen, die Römervilla bis Ende März.

Das Gilgamesch-Epos

Vortrag am 26.10.05 von Prof. Dr. Stefan Maul, Heidelberg.

Das altorientalische Gilgamesch-Epos aus dem 3. Jahrtausend vor Christus wurde im vorletzten Jahrhundert in Ninive, der ehemaligen assyrischen Hauptstadt im heutigen Irak, bei Ausgrabungsarbeiten von britischen Archäologen entdeckt. Mit seinen 12 Keilschrift-Tontafeln mit 3600 Versen in babylonischer Sprache gehörte der Text zu einer großen Bibliothek des Assyrerkönigs Assurbanipal. Nach sorgfältiger jahrzehntelanger Untersuchung und Bearbeitung der zum Teil lückenhaften Funde wurde festgestellt, dass es sich hierbei um das älteste bisher bekannte literarische Werk der Menschheit handelt.

Der Inhalt:

Ein Beutezug führt den sagenhaften Sumerer-König Gilgamesch von Uruk und seinen Gefährten Enkidu in ein von den Göttern verbotenes Gebiet, um kostbare Bauhölzer für sein rohstoffarmes Land zu gewinnen. "Dahinter steht die damalige Handels- und Eroberungsexpansion des Babylonischen Reiches nach Westen", führte Professor Maul aus. Für diesen Frevel wird Enkidu mit dem Tod bestraft. Erschüttert vom Tod seines Freundes bricht Gilgamesch auf, um das Geheimnis der Unsterblichkeit zu suchen. Er trifft einen Mann namens Utnapischtim, der als einziger eine von den Göttern gesandte Sintflut überlebt und dadurch das ewige Leben gewonnen hat. Hier finden sich Parallelen zum biblischen Noah. Utnapischtim lehrt ihn als moralische Komponente der Erzählung den wahren Sinn des Lebens: Demut gegenüber den Göttern, die Sorge um die ihm anvertrauten Menschen und Harmonie zwischen Göttern und Menschen.

Der bekannte Keilschriftexperte und Assyriologe Stefan Maul hat selbst eine viel beachtete Übersetzung des Gilgamesch-Epos gefühlvoll aus dem Englischen ins Deutsche übertragen und damit die letzte Fassung von Andrew George aus 2003 einem interessierten deutschen Publikum zugänglich gemacht.

Die Kelten - unsere vergessenen Vorfahren

Vortrag am 16.11.05 von Dieter Balle, Durmersheim.

Neben den Germanen waren die Kelten das prägende Volk des prähistorischen Europa. Ihr eigentlicher Ursprung liegt im Dunkel. Berichte über Kelten gibt es nur aus zweiter Hand, eine keltische Schrift ist nicht überliefert. Durch Ausgrabungen und gestützt auf Berichte der Griechen und Römer kann man sich inzwischen ein Bild vom Verbreitungsgebiet, ihrer Kultur und ihrer Organisation machen.

Nach den bedeutendsten Fundorten keltischer Siedlungen wird die Hallstattzeit (750 - 500 v. Chr.) und die Latenezeit (480 - Chr. Geburt) definiert. In die Hallstattzeit (nach Hallstatt im Salzkammergut) fallen auch die wichtigsten deutschen Fundorte Heuneburg, Hohenasperg, Hohmichele, Hochdorf u.a..

Schon der griechische Geschichtsschreiber Herodot (484 - 430 v. Chr.) erwähnt einen Bericht aus dem 6. Jhdt. v. Chr., in dem von einer Stadt namens Pyrene im Keltenland am Oberlauf der Donau die Rede ist. Vermutlich war die heutige Heuneburg gemeint.

In der Hallstattzeit waren die Kelten wohl von Ostfrankreich bis Böhmen verbreitet. Später - in der Latenezeit - setzte offensichtlich eine große, teilweise kriegerische Wanderungsbewegung ein. Es gab aber keinen großen zusammenhängenden Volksverband sondern einzelne Stämme unter Leitung von sogenannten Fürsten (siehe Fürstengrab von Hochdorf).

Die Kelten haben schließlich bis ins 3. Jhdt. v. Chr. ein Gebiet von der iberischen Halbinsel über Frankreich (Gallien), die britischen Inseln, Mitteleuropa, die Alpenregion, z. T. Italien (385 v. Chr. Belagerung von Rom), den Balkan (Thraker) bis zur heutigen Türkei (Galater) besiedelt.

Erst die von Norden vordringenden Germanen und die von Süden expandierenden Römer bereiten der keltischen Ausdehnung ein Ende. Schließlich wird die keltische Selbständigkeit in unserer Heimat mit der Besetzung des Donausüdufers um 40 n. Chr. durch die Römer endgültig beendet. Die Ausgrabungen der jüngsten Zeit zeigen aber deutlich, dass die Kelten uns viele heute für uns selbstverständliche Dinge vererbt haben.

Sie waren schon sesshaft, als die Germanen noch Nomaden waren. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht z. T. mit auch heute noch gebräuchlichen Werkzeugen. Der Pflug, die Sense und die Sichel, aus Eisen geschmiedet, sind wohl von den Kelten entwickelt worden. Sie bauten Dinkel, Emmer, Einkorn, Gerste, Hirse, Bohnen, Linsen, Mohn und Lein an. Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde und sogar Hühner wurden domestiziert. Neben den bei uns üblichen Fleischlieferanten landeten aber auch Pferde und Hunde im Kochtopf. Bejagt wurden der Auerochs, Hirsche, Rehe, Wildschweine und sogar Bären. Hunde wurden zur Jagd abgerichtet.

Sie bauten große Fachwerkhäuser mit Stroh- oder Schindeldächern und waren handwerklich schon stark spezialisiert. Zeugnisse in Form von Textilfunden und Gold-, Silber- oder Bronzeschmuck bzw. Waffen beweisen großes handwerkliches Können. Selbst unser heutiges Holzfass gilt als von keltischen Handwerkern entwickelt. Ihre Handelsbeziehungen erstreckten sich nach Norden ebenso wie nach Osten und weit bis in den Mittelmeerraum.

Auch die Kelten hielten bereits Sklaven, die vermutlich auch den Göttern geopfert wurden. Ihre Mythologie handelt von Seelenwanderung und ist wohl für die fehlende Schrift verantwortlich. Keltische Gottheiten wurden teilweise von den Römern übernommen - siehe die Pferdegöttin Epona. Die Kelten kannten sowohl die Körperbestattung als auch die Einäscherung.

Alles in allem, den keltischen Vorfahren haben wir sehr viel zu verdanken. Die teilweise sehr negative Berichterstattung durch Griechen und Römer - es ist von Barbaren die Rede - haben sie sicher nicht verdient